Das Vaterunser – Ein Gebet fürs Leben

Kannst du dich erinnern, wann du das letzte Mal gebetet hast? Vielleicht war das in deiner Kindheit. Vielleicht erst kürzlich, als du Hilfe brauchtest. Hast du da vielleicht das Vaterunser gesprochen? Es ist ein weltweit bekanntes Gebet, das sogar viele Menschen kennen, die mit Religion nichts zu tun haben wollen.

Doch woher kommen diese bekannten Worte und Sätze, die Millionen Menschen täglich sprechen? Warum ist dieses Gebet so besonders und einzigartig?

Beeindruckt

In der Bibel erfahren wir, dass die Jünger Jesu oft miterlebten, wie Jesus betete. Seine Gebete hinterließen einen tiefen Eindruck bei ihnen. Jesu Worte waren wirklich einzigartig und berührend.

Die jungen Männer sehnten sich danach, auch so beten zu können. So hatten sie eines Tages eine bemerkenswerte Bitte an Jesus: „Herr, lehre uns beten“ (Lukas 11,1). Die Antwort Jesu war das bis heute bekannte Vaterunser-Gebet:

Unser Vater im Himmel!
Dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Matthäus 6,9-13

Durch dieses Gebet haben auch wir die Möglichkeit, beten zu lernen, ganz persönlich und offen mit Gott zu reden und ihm noch tiefer zu begegnen.

Das Vaterunser – wie man es NICHT beten soll

Bevor wir die einzelnen Bitten des Vaterunsers entfalten, wollen wir einer Frage nachgehen: Warum beten so viele Menschen weltweit das Vaterunser, ohne den tiefen Segen zu erleben, der in diesem Gebet verborgen ist?

Es gibt einige Dinge, die man beim Beten des Vaterunsers vermeiden sollte:

  • Das Vaterunser als Floskel beten: Viele beten das Vaterunser wie eine abgedroschene Redewendung. Man macht sich dann nicht mehr bewusst, was man eigentlich betet. Man betet es, ohne darüber nachzudenken, was die einzelnen Bitten bedeuten und wie sie die persönliche Beziehung zu Gott und den eigenen Glauben betreffen.
  • Das Vaterunser auswendig herunterleiern: Wer das Vaterunser reflexartig auswendig aufsagt, steht in der Gefahr, mit den Gedanken und mit dem Herzen nicht bei dem zu sein, mit dem man spricht. Ein solches Beten ist nicht sinnvoll.
  • Das Vaterunser mehrmals nacheinander beten, um eine Sünde abzubüßen: Manchmal wird das Vaterunser als Bußleistung verstanden oder gar verordnet. Das geht aber am Sinn eines Gebets grundsätzlich vorbei. Mit einem Gebet bauen wir eine persönliche Verbindung zu Gott auf. Das geht nur mit einem Gebet, das von Herzen kommt, nicht mit einem „Straf-Gebet”. Es ist viel besser, sich bewusst zu machen, was man Schlechtes getan hat und konkret um Verzeihung bitten. So empfangen wir Vergebung und werden frei.

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Das Vaterunser step by step

Das Vaterunser bietet in jedem seiner Teile praktische Anleitungen für eine gelungene Lebensgestaltung und positive, erfüllende Beziehungen. Diese wollen wir uns jetzt genauer ansehen:

1. Unser Vater im Himmel

Das Gebet beginnt mit „Unser Vater im Himmel”. Das stellt eine Verbindung zwischen Gott und uns als seinen Kindern her. Es erinnert uns daran, dass Gott unser himmlischer Vater ist und dass wir als seine Kinder alle miteinander verbunden sind.

Gott ist „im Himmel”. Das bedeutet, dass er über allem anderen steht und uns von dort aus durch unser Leben führen möchte. Wir werden daran erinnert, dass Gott allmächtig ist. Wir können uns auf ihn verlassen. Er wird uns durch schwierige Zeiten tragen und uns beistehen.

Die Worte „Unser Vater im Himmel” sind eine Einladung, uns in eine Beziehung mit Gott zu begeben. Wir dürfen ihm unsere Sorgen und Bitten anvertrauen. Sie erinnern uns daran, dass wir in Gott einen fürsorglichen und liebevollen Vater haben, der immer für uns da ist und uns liebt.

Anwendung: Ich mache mir bewusst, wie ein liebender Vater zu seinen Kindern ist. So möchte ich ab jetzt auch Gott betrachten.

2. Dein Name werde geheiligt.

Gottes Namen zu heiligen, bedeutet, dass wir ihn als den heiligen Gott anerkennen, der er ist (Psalm 99,9), als Herrn und Schöpfer. Das hat mit Ehrfurcht zu tun. Wenn wir Gott in unseren Gedanken groß sein lassen und ihn nicht klein machen oder geringschätzen, heiligen wir seinen Namen.

Ein weiterer Aspekt dieser Bitte ist, dass wir gerne „heilig“ leben möchten (1. Petrus 1,15.16). Das bedeutet, unsere Gedanken, Worte und Taten nach Gottes Willen auszurichten. Gottes Wille ist immer das Beste für uns. Im Vertrauen auf Gott wenden wir uns vom Schlechten und Bösen ab und lassen uns von ihm leiten. „Heilig” zu sein bedeutet dabei nicht, dass wir fehlerlos sind, sondern dass wir zu Gott gehören. Das erleben wir z. B., wenn wir persönlich zu Gott beten.

Anwendung: Ich möchte Gott in meinem täglichen Leben mit Respekt begegnen. Ich will mich für seine Werte einsetzen.

3. Dein Reich komme.

„Dein Reich komme” ist die Bitte darum, dass Gottes Herrschaft sich in dieser Welt verwirklicht. Sie hat sowohl eine zukünftige als auch eine gegenwärtige Dimension:

In der zukünftigen Dimension bezieht sich „Dein Reich komme“ auf das ewige Reich Gottes. Wenn Jesus wiederkommt, wird er dieses Reich aufrichten. Er wird dann in vollkommener Gerechtigkeit, Frieden und Liebe herrschen. Dort wird es nichts Schlechtes oder Trauriges mehr geben; alles wird für immer gut sein.

In der gegenwärtigen Dimension bezieht sich „Dein Reich komme“ darauf, dass wir Gott bitten, seine Herrschaft und seinen Willen in unserem Leben und in der Welt um uns herum sichtbar werden zu lassen. Wir bitten ihn, dass sich seine Gerechtigkeit, sein Frieden und seine Liebe in unserem Herzen und in unseren Beziehungen entfalten. Wir sind bereit, selbst zur Ausbreitung seines Reiches beizutragen, indem wir anderen von Gottes Liebe erzählen.

Anwendung: Ich darf jetzt schon in der Realität des Reiches Gottes leben. Gleichzeitig freue ich mich auf Gottes zukünftige Welt.

4. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.

Der Satz „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden“ drückt die Sehnsucht aus, dass Gottes Gerechtigkeit und Liebe für alle Menschen sichtbar werden und dass sein Wille auf der Erde verwirklicht wird. Wir wünschen uns, dass Gott auf der Erde genauso herrscht wie im Himmel.

In diesem Sinne bitten wir Gott auch darum, uns zu helfen, seinen Willen besser zu verstehen und ihm im Alltag zu vertrauen. Gott möchte immer das Beste für uns und zeigt uns den guten Weg für unser Leben. Wir bitten ihn, uns Kraft und Orientierung nach christlichen Werten zu schenken. Beides brauchen wir, um Gottes Willen in unserem Leben umzusetzen. Dieser Teil des Gebets ist ein Ausdruck unseres Vertrauens zu Gott und unseres Wunsches, uns auf ihn zu verlassen, damit er uns durch das Leben führt.

Anwendung: Ich möchte regelmäßig Zeit im Gebet verbringen, um Gottes Willen für mein Leben herauszufinden und mich danach auszurichten.

5. Unser tägliches Brot gib uns heute.

Nahrung hat eine materielle und eine geistliche Dimension.

Materiell gesehen ist uns völlig klar, dass Essen für uns lebensnotwendig ist. Ohne ausreichende und gesunde Nahrung kann der menschliche Körper nicht funktionieren. Es kommt zu Mangelerscheinungen und Krankheiten. In diesem Sinne ist das tägliche Brot eine symbolische Bitte um Gesundheit und Kraft sowie um unser materielles Auskommen.

Materielle Nahrung ist aber nicht genug. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern auch von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt” (Matthäus 4,4). Diese Aussage betont, dass der Mensch auch geistlich (spirituell) genährt werden muss, um gesund und glücklich zu sein. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den inneren Menschen zu (er)nähren. Regelmäßiges Bibellesen ist eine davon.

Anwendung: Ich mache mir meine Bedürftigkeit bewusst und nehme all das Gute, das Gott mir gibt, dankbar an.

6. Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

In diesem Teil des Gebets bitten wir Gott um Vergebung für unsere Fehler, die wir ihm oder anderen Menschen gegenüber begangen haben. Gleichzeitig bitten wir darum, dass wir anderen genauso vergeben können, wie Gott uns vergibt. Das Sprechen des Vaterunsers ist keine Bußübung, mit der wir uns Vergebung erwirken könnten. Gott vergibt uns gerne, wenn wir ihn aufrichtig darum bitten und unsere Fehler bereuen. Die Bitte um Vergebung der Schuld soll von Herzen kommen.

Vergebung bedeutet nicht, dass verletzendes Verhalten gutgeheißen wird oder dass die Folgen ungeschehen gemacht werden. Sie bedeutet aber, dass wir unseren Wunsch nach Rache oder Vergeltung aufgeben. Vergebung befreit nicht nur denjenigen, dem vergeben wird, sondern auch den, der vergibt.

Im “Wir vergeben unseren Schuldigern” zeigen wir die Bereitschaft, die Beziehung zu der Person, die uns verletzt hat, wieder aufzunehmen oder zumindest friedlich miteinander zu leben. Die Fähigkeit, Vergebung zu empfangen und selbst anderen zu vergeben, ist für gesunde, harmonische Beziehungen unerlässlich.

Anwendung: Ich denke darüber nach, bei wem ich „Schulden” habe, und möchte Gott und die Betroffenen um Verzeihung bitten. Außerdem möchte ich jenen vergeben, die mich verletzt haben.

7. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.

Wenn Menschen Versuchungen nachgeben und Schlechtes tun bzw. sagen, spricht man von „Sünde“. Dieser Begriff wird in der Bibel verwendet, um die Auflehnung gegen Gottes Willen und die Missachtung seiner Gebote zu beschreiben. Durch Sünde entfernen wir uns von Gott. Sie trennt uns von der Gemeinschaft mit ihm. Diese Trennung von Gott schadet uns enorm, denn Gott ist die Quelle alles Guten und des echten Lebens.

Als Betende wünschen wir uns, dass das Leid und das Böse ein Ende nehmen und dass auch wir nicht mehr in Versuchung kommen, sondern davor geschützt werden. Diese Bitte drückt Vertrauen aus. Gott ist derjenige, der uns hilft, seinen Willen zu erfüllen und in einer guten Beziehung zu ihm zu bleiben.

Anwendung: Ich mache mir rechtzeitig bewusst, was ich brauche, um vor Versuchungen und dem Bösen geschützt zu sein. Ich nehme Gottes Hilfe an, wenn ich mit Versuchungen kämpfe.

8. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Wenn in der Bibel vom „Reich Gottes” oder vom „Himmelreich” die Rede ist, bezieht sich das auf die Herrschaft Gottes über die Welt und die Menschen. Die Kraft Gottes bezieht sich auf seine unbegrenzte Macht und seine Fähigkeit, alles zu tun, was er will. Die Herrlichkeit Gottes meint seine Schönheit und seine Erhabenheit. Sie ist ein Ausdruck seiner göttlichen Würde.

Mit diesem Schlusssatz des Gebets betonen wir, dass all diese Eigenschaften Gottes für immer Bestand haben und dass er derjenige ist, der alle Macht hat.

Das Wort „Amen” ist bekannt als Schlusswort eines Gebets. Dabei wissen viele Menschen gar nicht, was es eigentlich bedeutet. „Amen” heißt „so sei es” oder „es ist wahr”. Es ist ein Ausdruck unseres Vertrauens zu Gott und unseres Glaubens an das, was wir gebetet haben.

Anwendung: Ich bitte Gott, dass er mir ein tieferes Verständnis für seine Größe und Macht gibt und dass ich seine Herrlichkeit in allen Bereichen meines Lebens wahrnehme. Ich möchte das, was ich bete, auch tatsächlich glauben und Gott vertrauen.

Fazit

Das Vaterunser lädt dich dazu ein, dich Gott zuzuwenden und eine vertrauensvolle Beziehung zu ihm einzugehen. Es ist ein Gebet, das dir hilft, dich Gottes Willen und seiner Herrschaft zu unterstellen. Du bittest ihn gleichzeitig auch um Führung und Schutz. Wenn du das Vaterunser betest, kannst du dich mit deinem himmlischen Vater verbinden und dich ihm anvertrauen.

Persönliche Anwendung

  1. Du kannst dieses Gebet immer und überall sprechen. Eine bestimmte Tageszeit bzw. ein Besuch in der Kirche sind dafür nicht nötig. Viel wichtiger ist die persönliche Hinwendung zu Gott, wo auch immer du gerade bist.
  2. Setze dich mit der Bedeutung der einzelnen Teile dieses Gebets auseinander! Dann wird dein Beten reicher und tiefer. So erlebst du den Segen, der auf diesem Gebet liegt.
  3. Personalisiere das Gebet! Das kannst du tun, indem du die Bitten an deine eigenen Bedürfnisse und die deiner Familie oder Freunde anpasst.
  4. Bete das Gebet von Herzen, nicht nur mit den Lippen! So erlebst du eine erfüllende Beziehung mit Gott. Das Vaterunser wie eine Floskel gedankenlos herunterzuleiern, macht keinen Sinn. Beten ist die persönliche Begegnung mit dem großen und liebevollen Gott.

Wir bieten einen kostenlosen Online-Kurs an, der dich durch die verschiedenen Abschnitte des Vaterunsers führt. Dabei werden wertvolle Impulse zum persönlichen, vertrauensvollen Beten vermittelt. Der Bezug zum täglichen Leben bildet einen der Schwerpunkte dieses Kurses.

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Das Vaterunser

Viele Christen beten das Vaterunser, doch was steckt wirklich darin? Entdecke, wie bereichernd und lebensverändernd dieses Gebet sein kann!

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