Hat der Mensch eine unsterbliche Seele?

Im modernen Sprachgebrauch versteht man unter der Seele meist entweder das Gefühlsleben des Menschen oder aber auch im religiösen Sinne den unsterblichen Teil unserer Persönlichkeit. Viele gehen davon aus, dass die Seele nach dem Tod unabhängig vom Körper weiterleben kann. Dieses Verständnis kommt aber nicht aus der Bibel, sondern aus der griechischen Philosophie.

Der Mensch hat keine Seele, er ist eine Seele

Unterschied

Der Mensch hat keine Seele, er ist eine Seele. Das ist ein entscheidender Unterschied!

Die Bibel spricht überraschenderweise nirgends von einer unsterblichen Seele. Der Begriff „Seele“ (hebräisch: nephesch, griechisch: psyche) bezeichnet meist das gesamte Lebewesen (Mensch oder Tier). Sehr gut sichtbar ist das in 1. Mose 2,7: Gott schuf Adam aus Staub und gab ihm seinen Lebens-Odem. Adam wurde dann zu einer lebendigen Seele (nephesch).

Man beachte: Er hatte keine Seele, er wurde eine Seele! Zwei heute noch bekannte Redewendungen zeugen von dieser ursprünglichen Bedeutung:

  • SOS (Save our Souls) = Es geht um Lebensrettung, nicht um Seelenrettung.
  • Das 100-Seelen-Dorf: Damit ist die Zahl der dort lebenden Menschen gemeint, nicht die Zahl der bereits Verstorbenen.

Seele = der ganze Mensch

1. Mose 2,7 beschreib die Erschaffung des Menschen so: Erde + Gottes Lebensodem = Seele (der ganze Mensch, das Lebewesen). Wir bestehen also aus Materie, der Gott seinen Lebens-Atem eingehaucht hat. Das beides zusammen macht uns zu einer Seele. Dieser Gebrauch des Wortes Seele ist für uns ungewöhnlich, entspricht aber dem ursprünglichen Verständnis.

Die Seele bezeichnet in der Bibel den ganzen Menschen bzw. das Lebewesen. Deshalb heißt es auch an etlichen Stellen, dass die Seele sterben kann, z. B. in Hesekiel 18,20 (dort steht auch nephesch). Was genau beim Tod geschieht, beschreibt Prediger (Kohelet) 12,7. Der Staub und der Lebensodem kehren zu Gott zurück, die Seele existiert nicht mehr. Auch hier haben wir eindeutig: Erde/Staub + Lebensoden = Seele (der lebende Mensch).

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Gott allein ist unsterblich

Der Begriff „unsterbliche Seele“ kommt nicht ein einziges Mal in der Bibel vor. Das Wort „Unsterblichkeit“ jedoch dreimal: 1. Timotheus 6, 16: Gott hat allein Unsterblichkeit. 1. Korinther 15, 51-55: Der gläubige Mensch erhält die Unsterblichkeit erst bei der Wiederkunft Jesu und der Auferstehung der Toten. Sie ist also ein Geschenk Gottes am Ende der Welt und kein fester Bestandteil der menschlichen Natur. Die Bibel sagt sogar wortwörtlich, dass die Seele, nephesch, sterblich ist (vgl. z. B. Hiob 36,14).

Der Zustand des Menschen im Tod

Besitzt der Mensch keine Unsterblichkeit, enden bei seinem Tod Denken, Fühlen, Wollen und Handeln. Tatsächlich beschreibt die Bibel den Zustand der Toten wie einen Schlaf.

  • Johannes 11,11.13: Jesus verwendet hier für den Tod das Bild des Schlafes.
  • Prediger (Kohelet) 9,5.6.10: Beim Tod enden Denken, Fühlen, Wollen und Handeln, also alles, was ein Lebewesen ausmacht. Tote haben keinen Einfluss auf das, was auf der Erde geschieht. Sie können also weder Anteil nehmen noch den Lebenden erscheinen. Das wird auch von Hiob bestätigt: Der Gestorbene kehrt nicht von den Toten zurück (Hiob 7,9.10 und 14,12). Es gibt also keinen Spuk von Verstorbenen und auch keine Reinkarnation.
  • Daniel 12,2.13: Die Toten schlafen unter der Erde, von wo sie Gott bei der Wiederkunft Jesu erwecken wird (siehe weiter unten). Der Tod wird hier als eine Zeit der Ruhe bezeichnet.
  • Offenbarung 14,12.13: Auch Johannes schreibt, dass die Gläubigen ruhen (in Kapitel 20 geht es dann um die Auferstehung).

Der Schlaf des Todes

Der Tod ist also wie ein Schlaf. Deshalb kann uns Christen das Sterben genauso wenig Angst machen, wie der natürliche Schlaf. So wie wir abends müde die Augen schließen, fest und traumlos schlafen, um am Morgen frisch und ausgeruht zu erwachen, ohne zu wissen, wie viel Zeit vergangen ist, so verhält es sich auch mit Tod und Auferstehung. Wie viel Not auf der Welt geschieht, wie viel Leid unsere Lieben möglicherweise noch erfahren müssen, davon wissen wir nichts. Wir erleben nichts mehr von dem Schrecken einer von der Sünde beherrschten Welt. Auch das ist Gnade Gottes und Trost.

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Auferstehung bei der Wiederkunft Jesu

Verschiedene Bibeltexte zeigen, dass die gläubig Gestorbenen erst bei der Wiederkunft Jesu vom Todesschlaf auferstehen, einen neuen Körper bekommen und zu Jesus in den Himmel gehen.

  • Johannes 5,28.29: Jesus ruft die Verstorbenen nicht aus dem Himmel, aus der Hölle oder einem Geisterreich, sondern aus den Gräbern.
  • Johannes 6, 39.40.44.54: Jesus weckt den Glaubenden am Jüngsten Tag auf.
  • Apostelgeschichte 2,29.34: Der Glaubensvater David ist nicht zum Himmel gefahren – er ruht im Grab.
  • 1. Thessalonicher 4,13-18: Die verstorbenen Gläubigen werden bei der Wiederkunft Jesu auferstehen und zusammen mit den lebenden Gläubigen Christus entgegen gerückt, um für immer bei ihm zu sein. Keiner kommt also dem anderen zuvor. Diese Hoffnung der Auferstehung bei der Wiederkunft Jesu ist für Paulus Trost und Hoffnung!
  • 1. Korinther 15,44: Paulus spricht zwar von einem „geistigen“ Leib, stellt aber im Zusammenhang dieser Aussage klar, dass wir „verwandelt“ werden und unser Leib Unsterblichkeit „anziehen“ wird (1. Korinther 15,46-54). Das klingt nicht danach, dass wir nur mehr „körperlose Geistwesen“ sein werden. Christus ist bereits von den Toten auferstanden. Er hatte einen tatsächlichen Körper, den man anfassen konnte (Lukas 24,39.40; Johannes 20,27) und aß etwas (Lukas 24,41-43). Gleichzeitig war sein Körper nicht mehr den üblichen menschlichen Begrenzungen unterworfen (Lukas 24,36; Johannes 20,19).
  • 2. Timotheus 4,7.8: Paulus ist sich sicher, die „Krone der Gerechtigkeit“ bei der Erscheinung Jesu zu erhalten. Solange liegt sie für ihn und die anderen Gläubigen bereit. In Kapitel 2,17.18 warnt er übrigens vor Irrlehrern, die behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen.
  • Hebräer 11,13.39.40: Die aufgezählten Gläubigen haben die Verheißung des himmlischen Vaterlands noch nicht erlangt, d. h. sie sind noch nicht im Himmel.

Woher kommt der Glaube an die unsterbliche Seele?

Die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele hat ihren Ursprung in der Aussage Satans gegenüber den ersten Menschen: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben!“ (1. Mose 3,4). Er macht damit Gott zum Lügner, der deutlich sagt, dass jede Trennung von ihm, den Lebensspender und -Erhalter, unweigerlich zum Tod führt. Diese uralte Idee Satans von der Unsterblichkeit des Menschen hat sich über alle Religionen verbreitet und drang im 3. Jahrhundert n. Chr. auch ins Christentum ein. Sie wurde aber erst 1515 n. Chr. zum katholischen Dogma erhoben.

Zitate aus der Kirchengeschichte

Wenn ihr mit solchen Leuten bekannt geworden seid, die sich Christen nennen, und welche die Auferstehung der Toten leugnen und behaupten, ihre Seelen werden sogleich nach dem Tod in den Himmel aufgenommen, so haltet sie nicht für Christen.

Justin, Dialog, LXXX, 3, 4, II. S. 32-35; 2. Jahrhundert n. Chr.

Im dritten Jahrhundert drang dieser platonische Unsterblichkeitsglaube in die katholische Kirche ein, verschmolz sich mit dem christlichen Auferstehungsglauben und wurde auf dem 5. Laterankonzil 1515 zum kirchlichen Dogma erhoben. … Auch die Einrichtung der Seelenmessen und die Lehre vom Fegefeuer ist von hier aus zu verstehen.

Osterloh-Engelland, Biblisch-Theologisches-Handwörterbuch, Göttingen, 1964, S. 626

So hat er [Anmerkung: der Papst] neuerdings fürwahr meisterlich beschlossen den heiligen Artikel, dass die Seele des Menschen sei unsterblich … und dergleichen feiner Artikel mehr, die aufs allerziemlichst wohl anstehen der päpstlichen Kirchen, auf dass sie Menschenträume und Teufelslehre behalte, dieweil sie Christus Lehre und den Glauben mit Füßen tritt und vertilget.

Martin Luther, Assertio omnium articolorum, deutsche Ausgabe, 1520

Aussagen protestantischer und katholischer Theologen

Auch etliche Theologen der Gegenwart (katholisch und protestantisch) stellen die Lehre der unsterblichen Seele infrage, weil sie unbiblisch ist.

Das Neue Testament spricht nicht von der Unsterblichkeit der Seele; es kündet die Auferstehung der Toten.

Ralf Luther, Neutestamentliches Wörterbuch, S. 15

Was bedeutet die christliche Hoffnung in diesem Leben? Ein Leben nach dem Tode? … Ein Seelchen, das wie ein Schmetterling über dem Grab davon flattert und noch irgendwo aufbewahrt wird, um unsterblich weiterzuleben? So haben sich die Heiden das Leben nach dem Tode vorgestellt. Das ist aber nicht die christliche Hoffnung: Ich glaube an die Auferstehung des Fleisches.

Karl Barth, Dogmatik im Grundriss, 1947, S. 180

Bleibt etwa eine unsterbliche Seele, die den Tod des Leibes überdauert? So haben die griechischen Philosophen das Sterben zu erklären und zu rechtfertigen gesucht. Aber wir wissen heute, dass diese Zweiteilung des Menschen in Leib und Seele nicht haltbar ist, dass der Mensch ein unteilbares Ganzes und der Tod etwas Endgültiges ist, das den ganzen Menschen trifft.

Klaus Breuning, Worauf es wirklich ankommt, Patmos-Verlag, 1978, S. 68

Fazit

Die Bibel kennt keine unsterbliche Seele. Wenn sie das Wort Seele verwendet, ist meist das gesamte Lebewesen gemeint, ob Mensch oder Tier. Die Seele (das gesamte Lebewesen) kann deshalb auch sterben. Allein Gott ist unsterblich. Alle anderen Geschöpfe können diese Unsterblichkeit von ihm verliehen bekommen. Der Mensch hatte Unsterblichkeit und hat diese durch den Sündenfall verloren. Wenn Jesus wiederkommt, werden die Gläubigen wieder Unsterblichkeit erhalten.

Zum Nachdenken

  • Welche Vorstellung habe ich vom Tod? Was passiert mit mir dann? Woher habe ich diese Vorstellung?
  • Was ändert sich für mich beim Gedanken daran, dass ich als gläubiger Mensch erst bei der Wiederkunft Jesu Unsterblichkeit bekomme?
  • Was ist für mich attraktiver: die Vorstellung, dass der gläubige Mensch direkt nach dem Tod als Geistwesen weiterexistiert oder die Vorstellung, dass er im Tode „schläft“ und erst bei der Wiederkunft Jesu gemeinsam mit allen anderen aufersteht und mit einem neuen Körper in den Himmel aufgenommen wird?


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