Welche Gesetze des Alten Testamentes gelten auch für Christen?

Matthäus 5,17-19 · LUT Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.
Apostelgeschichte 15,19.20 · LUT Darum meine ich, dass man die von den Heiden, die sich zu Gott bekehren, nicht beschweren soll, sondern ihnen schreibe, dass sie sich enthalten sollen von Befleckung durch Götzen und von Unzucht und vom Erstickten und vom Blut.
Offenbarung 14,12 · LUT Hier ist die Geduld der Heiligen, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus.

Einige Gebote galten nur für Israel, z. B. über Opfer am Tempel, andere haben universelle Bedeutung und werden auch im Neuen Testament bekräftigt.

Im Gesetz des Mose gibt es verschiedene Kategorien von Gesetzen, die wir sorgfältig unterscheiden sollten. Das hilft uns dabei, zu entscheiden, was nur für Israel damals gültig war und was auch heute noch relevant ist.

Vorschriften für die Dienste am Heiligtum und die religiösen Feste

Ein großer Teil Gesetze im Alten Testament haben mit Tempel- und Opferzeremonien für Israel zu tun. Diese wiesen symbolisch auf Gottes Erlösungsweg hin und zeigten, was durch Christus einmal geschehen würde. Jesus ist das wahre Opfer und der wahre Priester. Als Jesus kam, löste er die Praxis der Tieropfer ab. In Matthäus 27,51 zerreißt der Vorhang im Tempel „von oben nach unten“, als Jesus stirbt. Das Allerheiligste vom Tempel ist freigelegt und damit auch entweiht! Gott selbst hat das bewirkt, um darauf hinzuweisen, dass sich etwas geändert hat. Opfer und Tempelrituale sind ab jetzt bedeutungslos. Gott lässt sogar zu, dass der Tempel um 70 n. Chr. zerstört wird und prophezeit, dass er nie wieder aufgebaut werden wird (Daniel 9,27). Damit haben sich viele alte Feste und Vorschriften erübrigt. Sie haben ihren Dienst erfüllt.

Zivile Staatsgesetze für Israel

Grundsätze

Die Grundsätze vieler alttestamentlichen Gebote sind auch für Christen hilfreich und sinnvoll.

Ein weiterer Teil des mosaischen Gesetzes besteht in Vorschriften, die sich speziell auf das Volk Israel in seiner Situation in der Wüste bezogen. Israel hatte als Staatsform eine Theokratie, d. h. eine Gottesherrschaft (vgl. mit Monarchie, Demokratie, Autokratie). Gesetze, die speziell für diese Zeit, Kultur und damalige Situation gegeben wurden, können wir heute nicht mehr gebrauchen. Es wäre verkehrt, wenn wir jetzt Kriege nach alttestamentlichem Vorbild führen wollen oder unser Strafgesetz auf den Modus der Wüstenwanderung zurückfahren wollen. Das heißt aber nicht, dass in den Gesetzen nicht sinnvolle Prinzipien erkennbar werden, die uns auch heute noch weiterhelfen können.

Die Beschneidung

Ein großes Thema in der ersten Christenheit war, ob sich neu zum Glauben Hinzukommende auch beschneiden lassen sollten. Die Beschneidung männlicher Kinder war schließlich schon seit den Zeiten Abrahams das Zeichen des Bundes mit Gott und seinem Volk. In Israel war die Beschneidung verpflichtend, auch wenn sich Ausländer dem Volk Israel anschließen wollten. Nur wer beschnitten war, durfte am Tempeldienst teilnehmen.

Die Frage, ob Christen beschnitten werden sollen, wird zum Glück im Neuen Testament eindeutig geklärt (Galater 5; Apostelgeschichte 15). Da Christen nicht mehr an Tempelritualen teilnehmen sollten, war auch eine Beschneidung nicht mehr erforderlich. Zur Zeit Israels hatte Gott ein bestimmtes Volk ausgewählt, um seine Missionare in der Welt zu sein. Nach Jesu Himmelfahrt stellt Gott seine Strategie um. Jesus-Nachfolger aus allen Nationen können jetzt die gleichen Verheißungen für sich in Anspruch nehmen wie Israeliten früher. Sie sind Gottes Volk (vgl. 2. Mose 19,5.6 mit 1. Petrus 2,9). Das neue Zeichen des Bundes ist die Glaubenstaufe (Matthäus 28,19).

Die Zehn Gebote

Die Zehn Gebote sind ebenfalls Teil des mosaischen Gesetzes (2. Mose 20; 5. Mose 5). Man könnte sagen, dass sie eine Kurzzusammenfassung und Essenz vieler anderer Vorschriften sind. Aber sind die Zehn Gebote nur für Israel gegeben worden? Hat Jesus sie abgeschafft?

Universell

Die Zehn Gebote sind universaler Natur und wurden niemals abgeschafft.

Nein! Die Zehn Gebote sind universaler Natur. Schon lange, bevor es Israel gab, wussten die Menschen, dass es falsch ist, zu morden, zu stehlen oder die Ehe zu brechen (1. Mose 4,9-11; 1. Mose 31,34; 1. Mose 39,9). Schon seit der Schöpfung wurde der Sabbat aus dem vierten Gebot gehalten (1. Mose 2,2.3) usw.

Die Zehn Gebote werden im Neuen Testament von Jesus und den Aposteln bestätigt (Matthäus 19,17-19; Jakobus 2,10.11). Jesus ist nicht gekommen, um das Gesetz Gottes aufzulösen, sondern um es zu bekräftigen. Keines der Gebote darf aufgehoben werden (Matthäus 5,17-19). Auf manche der Zehn Gebote nimmt Jesus in der Bergpredigt auch Bezug, indem er sie näher erklärt. Wir haben also jeden Grund dazu, die Zehn Gebote weiterhin hochzuhalten. Sogar von den Gläubigen der Endzeit wird noch gesagt, dass sie „die Gebote Gottes halten“ (Offenbarung 12,17; 14,12).

Der Zehnte

Es gibt neben den Zehn Geboten auch noch weitere universale Grundsätze:  Schon bevor es Israel gab, gaben manche Gläubige Gott den Zehnten ihres Einkommens, z. B. Abraham und Jakob (1. Mose 14,18-20; 28,20-22). Paulus erinnert die Gläubigen daran, dass Gaben gegeben werden sollen (2. Korinther 8). Maleachi ermutigt dazu, den Herrn darin zu prüfen, ob er dann nicht großen Segen ausschüttet (Maleachi 3,10). Auch Jesus ermutigt dazu, den Zehnten zu geben (allerdings sollen Werte wie Gerechtigkeit und Liebe darüber nicht vergessen werden, siehe Matthäus 23,23). Daraus kann man schließen, dass das Prinzip des Zehnten auch heute noch gültig ist, auch wenn die Details, sicher an unsere Zeit angepasst werden müssen (wir bringen z. B. nicht mehr unsere Kornvorräte zu einem Lagerhaus, wenn wir etwas spenden wollen).

Die Speisegebote

Auch die Speisegebote gehen schon auf die Zeit vor dem Volk Israel zurück (Noah nahm reine und unreine Tiere auf die Arche, er kannte den Unterschied. 1. Mose 7). Als die Speisegebote in 3. Mose 11 konkret erklärt wurden, hat das die Israeliten nur an etwas erinnert, was sie vor der Sklavenzeit in Ägypten schon gewusst hatten, weil es für alle Menschen galt. Die Speisegebote wurden auch nach Jesu Kreuzigung noch ernst genommen (Petrus: Apostelgeschichte 10) und werden sogar in der Offenbarung noch erwähnt (Offenbarung 18,2).

Für eine Gemeinde, die aus dem Judentum erwuchs und viel Wert auf Mahlgemeinschaft legte, war reines Fleisch eine Selbstverständlichkeit. Als sich das Apostelkonzil damit beschäftigte, was für Heidenchristen noch verbindlich ist, lautete die Antwort: Kein Blut und Ersticktes zu sich zu nehmen, keine Unzucht zu treiben (Apostelgeschichte 15). Mit anderen Worten: Auch Heidenchristen sollen nicht wie die Heiden essen. Auch sie sollten auf reines Fleisch achten. Eine Änderung trat erst im 2. Jahrhundert ein. Um sich von den verfolgten Juden abzugrenzen, gebot Bischof Eleuterius 173 n. Chr. den römischen Christen, fortan absichtlich Schweinefleisch zu essen. Das zeigt umso mehr, dass dies vorher nicht üblich war.

Sexualmoral

Das Apostelkonzil in Jerusalem beschäftigte sich nicht nur mit Beschneidung und Speisegeboten, sondern verurteilte auch „Unzucht“. Damals basierte das Verständnis von Unzucht auf 3. Mose 18. Dort werden beispielsweise inzestuöse Verhältnisse verboten. Ganz allgemein war Sex vor und außerhalb der Ehe nicht erlaubt. Dass diese Moralvorstellungen von den ersten Christen noch ernst genommen wurden, zeigt neben Apostelgeschichte 15,20 auch 1. Korinther 5,1.

Während die mosaischen Gesetze in einem gewissen kulturellen Kontext gegeben wurden, den wir nicht in Einzelheiten auf uns übertragen können (z. B. gab es Polygamie, Sklaverei, Verheiratung durch Eltern etc.), können wir sehen, wie bestimmte Grundzüge der Moral sich im Neuen Testament fortsetzen und von Jesus bestätigt werden (z. B. das Verbot von Ehebruch, Matthäus 19 u. a.).

Fazit

Große Teile des mosaischen Gesetzes bezogen sich auf die Situation Israels während der Wüstenwanderung oder auf die religiösen Feste und Opferrituale. Diese haben heute keine Gültigkeit mehr. Das Gesetz des Mose enthält aber auch Teile, die von unviersaler Bedeutung sind, wie die Zehn Gebote. Auch das Prinzip des Zehntengebens, die Speisegebote und grundlegende Vorstellungen zur Sexualmoral sind für Christen nach wie vor relevant.

Zum Nachdenken

  • Welche Gebote werden heute noch von Christen beachtet? Welche sind umstritten?
  • Warum sind Zehntengeben, Sabbathalten oder der Verzicht auf unreine Speisen keine speziell jüdischen Gesetze?
  • Inwiefern ist es gut für uns, gewisse Grundsätze und Prinzipien von Gott vorgegeben zu bekommen? Erlebe ich das als hilfreich oder einengend?


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