Was feiert man zu Fronleichnam?

Umzug Frohnleichnam

Bei diesem katholischen Feiertag geht es um die geweihte Hostie, die sich angeblich zum Leib Jesu wandelt. Ist diese Vorstellung biblisch?

Wortbedeutung

„Fron“ ist ein althochdeutsches Wort, das aus dem Wort „vron“ (Herr, Gott) abgeleitet wurde. Ein Frondienst war demnach ein Herrschaftsdienst. Dieses Wort bekam später die Bedeutung „schwere, harte Arbeit für jemanden“. „Fronleichnam“ bedeutet also „Leichnam des Herrn“ oder auch „Leichnam Gottes“.

Im Zentrum steht die Hostie

Gemeint ist damit die Hostie (d. h. „Opfer, Sühnopfer“, Oblaten aus Weizenmehl und Wasser), die nach katholischer Vorstellung in der Messe zum tatsächlichen Leib Jesu verwandelt und vom Priester erneut geopfert wird. Zum Fronleichnamsfest wird eine geweihte Hostie nach der Messe in einer Monstranz (d. h. ein „zeigendes Gefäß“) in einer Prozession durch die Straßen der Stadt getragen. Dabei werden verschiedene Altäre aufgesucht, an denen Worte aus den Evangelien gelesen und Gebete gesprochen werden.

Die katholische Vorstellung der Eucharistie als Opferfeier und der Verehrung der Hostie findet sich im Katholischen Katechismus (1997) unter anderem hier beschrieben:

  • § 1369 „Durch den Dienst der Priester vollendet sich das geistige Opfer der Gläubigen in Einheit mit dem Opfer des einzigen Mittlers Christus, das durch die Hände der Priester im Namen der ganzen Kirche bei der Feier der Eucharistie auf unblutige und sakramentale Weise dargebracht wird, bis der Herr selbst kommt” (P0 2).
  • § 1378 Die Verehrung der Eucharistie. Wir bringen in der Meßliturgie unseren Glauben, daß Christus unter den Gestalten von Brot und Wein wirklich zugegen ist, unter anderem dadurch zum Ausdruck, daß wir zum Zeichen der Anbetung des Herrn die Knie beugen oder uns tief verneigen. „Die katholische Kirche erweist der heiligen Eucharistie nicht nur während der heiligen Messe, sondern auch außerhalb der Meßfeier den Kult der Anbetung, indem sie die konsekrierten Hostien mit größter Sorgfalt aufbewahrt, sie den Gläubigen zur feierlichen Verehrung aussetzt und sie in Prozession trägt” (MF 56).

Quelle: https://www.vatican.va/archive/DEU0035/__P47.HTM

Termin

Die katholische Kirche feiert dieses Fest seit 1264 n. Chr. am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Eigentlich sollte es am Donnerstag vor Ostern gefeiert werden, an dem Jesus das Abendmahl eingesetzt hat. Weil man aber in dieser Woche keine Unruhe haben wollte, wurde es verlegt.

Kritik durch evangelische Christen

Martin Luther lehnte dieses Fest scharf ab. In der Bibel wird betont, dass Jesus nur ein einziges Mal geopfert worden ist. Es bedarf keines weiteren Opfers mehr für die Sünde (Hebräer 9,28; 10,12-18). Die wiederholte Opferung Jesu in der Messe steht nicht in Übereinstimmung mit den Aussagen der Bibel. Eine Verwandlung der Oblate in den tatsächlichen Leib Jesu lässt sich nicht mit der Bibel belegen. Beim Abendmahl sollen Brot und Wein nur symbolisch Jesu Leib und Blut darstellen, es findet aber keine Verwandlung der Substanz statt.

Der wahre Sinn des Abendmahls

Das christliche Abendmahl geht auf die Feier des jüdischen Passahfestes zurück. Beim Passahfest erinnern sich Juden an den Auszug Israels aus Ägypten. Jesus gab diesem Fest eine neue Bedeutung, in dem er selbst sich mit dem Brot und dem unvergorenen Wein identifizierte. Er ist derjenige, der Menschen aus der Knechtschaft der Sünde führt. Er ist gleichzeitig auch das wahre Passahlamm, das stellvertretend für uns geopfert wurde (Johannes 1,29).

Brot und Wein sollen an Jesu Leib und Blut erinnern, die er für uns gegeben hat. Wer am Abendmahl teilnimmt, bekräftigt in einer Symbolhandlung seinen Bund mit Jesus und nimmt sein Opfer am Kreuz für sich persönlich an. Jesus sagt über das Abendmahl: „Das tut zu meinem Gedächtnis” (Lukas 22,19). Es handelt sich also um ein symbolisches Gedenken, aber nicht um eine erneute Opferung im Sinne von Fronleichnam. Außerdem sollen die Symbole an sich nicht verehrt werden, sondern allein Christus.

Fazit

Fronleichnam ist ein katholischer Feiertag, bei dem eine geweihte Hostie im Zentrum steht. Die dahinterliegende Vorstellung einer Wandlung der Hostie in den tatsächlichen Leib Jesu und dessen erneute Opferung in der Messe basieren nicht auf der Bibel und werden deshalb von evangelischen Christen abgelehnt.

Zum Nachdenken

  • Warum ist eine erneute Opferung Jesu durch den Priester in der Messe unnötig und sogar irreführend?
  • Was bedeutet Jesu Sterben am Kreuz für mich? Was ist mir damit geschenkt worden?
  • Wie kann ich heute meine Beziehung zu Jesus Christus vertiefen?


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