Immanuel · Den Himmel berühren
Begleite sieben biblische Persönlichkeiten auf ihrem Lebensweg und entdecke, wie der Glaube an Gott Kraft im Alltag gibt!
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Erkenntnis
Oft erkenne ich in meinem Leben erst im Rückblick, wie Gott mich geführt hat.
Oft erkenne ich in meinem Leben erst im Rückblick, wie Gott mich geführt hat und dass er immer bei mir war. In der Krise selbst bin ich von den Schwierigkeiten überwältigt. Sie machen mir Angst und ich sehe den Ausweg noch nicht. So eine Erfahrung wird auch in Psalm 31 beschrieben. Doch sie nimmt eine gute Wendung. Genau das wollen wir uns hier genauer ansehen!
Wir gehen jetzt die Abschnitte von Psalm 31 der Reihe nach durch, um daraus Zuversicht zu gewinnen, dass wir Gott in jeder Lebenslage vertrauen können. Vielleicht sind das auch genau jene Worte, die du gerade brauchst.
Allein
Ausgerechnet dann, wenn wir am meisten Hilfe brauchen, sind wir oft ganz allein.
Hast du dich in einer ausweglosen Situation schon einmal gefragt, wohin du dich wenden kannst? Vielleicht gibt es Menschen, die dir nahestehen: Freunde oder Familie. Was aber, wenn diese dich im Stich lassen oder enttäuschen? Oder wenn sie gerade nicht erreichbar oder nicht belastbar sind? Ausgerechnet dann, wenn wir am meisten Hilfe brauchen, sind wir oft ganz allein!
Wenn ich mich in einer schweren Situation befinde, fühle ich mich zugleich auch sehr schutzlos und verletzlich. Genau hier gibt Psalm 31 mir Hoffnung. Es gibt einen Zufluchtsort. David erkennt, dass Gott sein „Fels“ und seine „Burg“ ist. Da denkt man an Bilder alter Festungen, die nicht so leicht erobert werden konnten. An so einen Ort kann ich mich zurückziehen. Hier kann kein feindlicher Angriff mich erreichen. Hier bin ich sicher und kann mitten im Sturm Atem holen. Der Psalm drückt aus, dass ich Gott wirklich vertrauen kann, auch wenn mir gerade der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Ich bin in Gottes Händen geborgen.
Überfordert
Wenn wir verzweifelt sind, können wir oft keinen klaren Gedanken fassen.
Wenn ich verzweifelt bin, kann ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich grüble und drehe mich im Kreis. Ich bin überfordert. Dabei wären gerade jetzt klares Denken und eine kluge Entscheidung so nötig. Wie komme ich da heraus? Oder ist es unvermeidlich, dass ich scheitere und „zuschanden werde“?
In Psalm 31 bittet David um Gottes Leitung. Er sagt einen Satz, den man oft bei Beerdigungen hört: „In deine Hände befehle ich meinen Geist“ (Psalm 31,6). Hier geht es aber nicht darum, dass ein „Geist“ zu Gott aufsteigt, sondern dass Gott mein Denken und Fühlen leiten soll, um mir wieder innere Klarheit und Ruhe zu schenken. Ich bin geborgen in Gottes Hand.
Diese Worte betete 1000 Jahre später auch Jesus am Kreuz, als seine Kräfte schwanden und er dem Tode nahe war: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!“ (Lukas 23,46). Auch der Märtyrer Stephanus sprach diesen Wunsch bei seiner Steinigung aus (Apostelgeschichte 7,59). Er wurde daraufhin mit einer solchen inneren Kraft erfüllt, dass er sogar seinen Peinigern vergeben konnte (Apostelgeschichte 7,60; Lukas 23,34).
Nicht nur im Todeskampf, sondern auch in den Nöten des Alltags kann ich Gott meinen Geist – das heißt mein Denken und Fühlen – anvertrauen. Ich werde ruhig und weiß: Ich bin in seiner Hand. Er kümmert sich um mich, besonders dann, wenn ich nicht mehr weiterweiß.
Eines stellt David von Anfang an klar: Er vertraut Gott. Obwohl er sich in einer Notsituation befindet, kann er auf wundersame Weise Freude darüber empfinden, dass Gott gut ist und ihn nicht verlässt.
Gottvertrauen ist das Gegenteil davon, dass man sich an „nichtige Götzen“ hält (Psalm 31,7). Aber was soll das sein, nichtige Götzen? Das klingt doch nach irgendwelchen Götter-Statuen der Antike, die verehrt wurden. Wer von uns tut das heute schon?
Doch gibt es nicht auch in meinem Leben solche „Nichtigkeiten“? Wie oft setze ich mein Vertrauen nicht auf Gott, sondern auf andere Menschen oder auf mich selbst? Wovon erhoffe ich mir, glücklich zu werden? Von Konsum, Karriere oder Anerkennung? Wie oft falle ich darauf rein, dieses noch haben oder tun zu müssen, obwohl es mich leer zurücklässt? Wie oft nehmen wertlose Dinge viel zu viel meiner Aufmerksamkeit in Anspruch?
In einer Krisensituation bricht alles weg, was nicht zählt. Nur das Wesentliche bleibt. Endlich erkenne ich, was wesentlich ist!
Freiheit
David erkennt: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9). Auf einmal ist da wieder Luft zum Atmen.
Wenn ich von allen Seiten in die Ecke gedrängt werde, fühle ich mich gefangen. Dem setzt der Schreiber von Psalm 31 entgegen: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Psalm 31,9). Auf einmal ist da wieder Luft zum Atmen. Die Angst, die mich so einengt, muss weichen. Ich gewinne wieder Handlungsspielraum, weil Gott mir innere Freiheit schenkt. Ich erkenne: Ich bin nicht allein, Gott ist mir nahe, ich kann jeden Moment mit ihm reden. Er sieht, wie es mir geht, er hat Zeit für mich und spricht zu mir, z. B. durch Texte wie Psalm 31.
Davids Seelennot hat nicht nur mit Angriffen anderer Menschen zu tun. Noch viel mehr als das belastet ihn das schlechte Gewissen über sein eigenes Tun. Er hat versagt.
Wenn Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen mich belasten, hat das psychische und körperliche Folgen. Psalm 31 drückt dies poetisch aus, wenn es heißt, dass „Seele und Leib matt geworden“ sind, das „Auge trübe“ ist und die „Kraft verfallen“. Die „Gebeine verschmachten“ … David ist als öffentliche Person in Schande gefallen. Die Verachtung derer, die ihn früher hoch geschätzt hatten, ist schmerzlich und quält ihn.
Belastend
Das Leid an zwischenmenschlichen Problemen führt oft auch zu psychosomatischen Krankheiten.
Dass Feinde mich verfolgen und mir das Leben nehmen wollen, habe ich noch nicht erlebt. So geht es vielleicht den meisten. Verspottet und gemieden zu werden, ist uns eher vertraut. Hass hat viele Gesichter: Mobbing am Arbeitsplatz, Verleumdungen im Bekanntenkreis, bittere Vorwürfe oder dass man in der Familie einfach nicht mehr miteinander redet. Hass, Misstrauen und Verachtung sind wie kleine Samen, die immer größer werden, wenn man nichts dagegen tut. Am Ende kann sogar ein Mord stehen. Zumindest mache ich mich selbst damit kaputt!
So viel ich auch über die Sorgen meines Lebens nachdenke, ich komme doch immer wieder auf Gott zurück. Genau das wird in den folgenden Versen ausgedrückt:
Mir fällt auf, dass in Psalm 31 mehrmals von Händen die Rede ist (Psalm 31,6.16). Da gibt es die bedrohliche Hand der Feinde, aber auch die Geborgenheit in den Händen Gottes.
Wenn man nur einen Satz aus Psalm 31 kennt, ist es wahrscheinlich dieser: „Meine Zeit steht in deinen Händen“ (Psalm 31,16). Es gibt ein gleichnamiges Lied, das viele Christen gerne singen. Nachfolgend eine Version, bei der du mitsingen kannst (Ich ermutige dich dazu!).
Was bedeutet das: „Meine Zeit steht in deinen Händen“? Vielleicht heißt es: Ich nehme nicht alles selbst in die Hand. Ich räche mich nicht selbst an meinen Feinden. Gott wird zur rechten Zeit eingreifen. Ich darf in seinem Schutz geborgen sein. Es liegt alles in seinen Händen – und das ist auch gut so!
Wenn ich durch eine Krise durchgegangen bin, atme ich auf. Alles erscheint wieder in einem helleren Licht. Auch David kann mit etwas Abstand erkennen, wie Gott gewirkt hat. So schlimm alles gewesen ist, so sehr hat Gott auch seine Güte und Treue bewiesen.
Gleichzeitig dürfen die schmerzvollen Ereignisse der Vergangenheit nicht einfach in Vergessenheit geraten. Zu oberflächlich könnte sonst das erscheinen, was David sagen möchte. Im Psalm 31 erinnert er sich detailliert an alles. Nur so wird auch klar, wie sehr Gott geholfen hat.
Die letzten beiden Verse von Psalm 31 sind keine Innenschau mehr, auch kein Gebet mehr an Gott, sondern sie richten sich an andere Menschen, die auch an Gott glauben, die sogenannten „Heiligen“. Hier geht es aber nicht um besondere Vorzeige-Gläubige, sondern um alle Menschen, die auf Gott vertrauen und mit ihm leben:
Befähigt
Wenn ich eine Krise durchgestanden habe, bin ich viel besser darauf vorbereitet, auch anderen Menschen zu helfen.
Wenn ich eine Krise durchgestanden habe, bin ich viel besser darauf vorbereitet, auch anderen Menschen in ihrer Not mit Trost, Rat und Tat zur Seite zu stehen. Vielleicht gründe ich dann eine Selbsthilfegruppe, schreibe ein Buch oder gebe ein Interview. Vielleicht habe ich auch einfach einen klareren Blick für diejenigen, die am Rand stehen und leiden. Vor allem aber kann ich nun aus Erfahrung sprechen, dass Gott mich nicht im Stich gelassen hat. Er ist immer da. Deshalb kann ich auch „getrost und unverzagt“ sein.
David vertraut Gott. Doch dieses Vertrauen basiert nicht auf Wunschdenken, sondern auf einer tiefen Erfahrung. Er ist durch eine Krise gegangen, er hat Schuldgefühle, Anfeindungen und bitteres Leid erlebt. Das brachte ihn körperlich und seelisch an das Ende seiner Kräfte. Die Schwierigkeiten halten sogar noch an. Dennoch erlebt er Geborgenheit und inneren Frieden, den nur Gott schenken kann. Diese Erfahrung teilt er in Psalm 31.
Auch wir können inmitten des Sturms Zuflucht bei Gott finden, wenn wir uns im Gebet an ihn wenden. Wir können unsere Not vor ihm ehrlich herausschreien. Aus Verzweiflung und Überforderung können Zuversicht und Kraft erwachsen, wenn wir uns mit IHM verbinden.
Diese Verse lohnt es sich, sich einzuprägen oder aufzuhängen!
Meine Zuflucht bei Gott zu finden und ihm zu vertrauen, das fällt mir manchmal gar nicht so leicht. Es ist ein lebenslanger Lernprozess. Bei unserem Fernkurs Immanuel – den Himmel berühren kannst du sehen, wie es Personen der Bibel damit ging, und wie sie trotz Leid und Schwierigkeiten zu einer tiefen Beziehung zu Gott gefunden haben.
Psalmen haben in der Musikgeschichte eine große Rolle gespielt und wurden oft vertont. Hier findest du einige Beispiele für Vertonungen von Psalm 31.
J. S. Bach: “In deine Hände befehle ich meinen Geist” (BWV 106; Arie „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“)
M.-A. Charpentier: “Te Deum” (Vertonung von Psalm 31,2 auf Latein)
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