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Unter manchen Christen wird die sogenannte Zungenrede praktiziert (Glossolalie). Es handelt sich um ein Reden oder Beten in unverständlichen Lauten, die als Fremdsprache oder Himmelssprache gedeutet werden.
Diejenigen, die Zungenrede betreiben, gehen davon aus, dass es sich dabei um die Geistesgabe der Sprachenrede handelt, von der in der Bibel beim Pfingstfest und in Paulusbriefen die Rede ist und dass jeder geisterfüllte Christ sie erlernen kann.
Die Zungenrede wird auch als eine ganzheitliche Form des Gebets verstanden, die das Unterbewusstsein einschließt.
Sprachengabe
Zu Pfingsten erhielten die Jünger Jesu die Fähigkeit, in Sprachen zu predigen, die sie nicht gelernt hatten. Dadurch sollte die gute Nachricht von Jesus weit verbreitet werden.
Die biblische Zungenrede (griech. glossa: Zunge, Sprache) wird zuerst beim Pfingstwunder erwähnt (Apostelgeschichte 2,1-13). Dort erhielten die Jünger Jesu plötzlich die übernatürliche Fähigkeit, in Sprachen zu predigen, die sie nicht gelernt hatten. Da es um echte Sprachen geht, wird dieses Phänomen auch als Sprachenrede bezeichnet.
Zum Pfingstfest kamen Menschen aus den verschiedensten Ländern nach Jerusalem. Als sie das Evangelium in ihrer eigenen Muttersprache hörten, erregte das große Aufmerksamkeit. Nach einer Predigt von Petrus ließen sich 3.000 Menschen taufen.
Verständlich
Die Predigten der Apostel hatten einen Inhalt und konnten von den Zuhörern verstanden werden.
Ekstatisches Reden in einer Sprache, die weder man selbst noch irgendjemand sonst versteht, ist nicht mit dem gleichzusetzen, was beim Pfingstfest stattfand. Die Predigten der Apostel hatten einen Inhalt und konnten von denen, die die jeweilige Sprache beherrschten, auch verstanden werden (Apostelgeschichte 2,11).
Im 1. Korintherbrief geht es in den Kapiteln 12 und 14 erneut um die Sprachengabe. Manche behaupten, dass es zumindest in diesen Texten um ekstatisches und unverständliches Reden gehe, wie es auch heute noch in manchen christlichen Gruppen zu finden ist.
Allerdings gibt es das Phänomen, dass Menschen in einer Ekstase unverständliche Laute von sich geben, auch in anderen Religionen (siehe Kapitel 1 von Gerhard F. Hasel: Die biblische Zungenrede und die heutige Glossolalie, Hamburg: Adventverlag, 1995). Es ist kein Beweis für das Wirken des Heiligen Geistes.
Wovon spricht Paulus in 1. Korinther 12 und 14?
Paulus beschreibt verschiedene übernatürliche Befähigungen, die Gott der Gemeinde gibt, damit sie ihren Auftrag ausfüllen kann (sogenannte Geistesgaben oder „Charismen“). Unter diesen Gaben ist die Zungenrede auch vertreten. Aus den verschiedenen Listen der Gaben geht aber nicht hervor, dass diese Gabe eine besondere Stellung vor allen anderen Gaben hat.
Es wird auch deutlich, dass man sich seine Gabe nicht selbst aussucht, sondern der Heilige Geist verschiedene Gaben gibt, wie er will (1. Korinther 12,11). Paulus macht deutlich, dass nicht alle Gläubigen diese Gabe erhalten, sondern nur einige (1. Korinther 12,7-11.28-30). Außerdem hat diese Gabe einen eindeutigen Zweck, der der Gemeinde oder Außenstehenden dient (1. Korinther 14,26).
Aus dem 1. Korintherbrief wissen wir, dass die Sprachengabe missbraucht wurde, weil einige sich damit hervortun wollten. Da Korinth eine Hafenstadt war, besaßen wahrscheinlich viele Gemeindeglieder die Gabe, in verschiedenen Fremdsprachen zu sprechen, um die vielen Ausländer mit dem Evangelium zu erreichen.
Diese Fremdsprachen benutzten sie nun im Gottesdienst, um sich vor den anderen zu profilieren. Das passt gut in den Kontext der Korintherbriefe, in denen Paulus deutlich gegen Selbstdarstellung, Autoritätsansprüche und Machtkämpfe in der Gemeinde sprechen musste.
Paulus verlangte, dass die Sprachenrede entweder übersetzt wurde oder dass man darauf verzichtete (1. Korinther 14,5.10-13). Die Geistesgaben sind laut Paulus für den Aufbau der Gemeinde gedacht (1. Korinther 12,7; 14,26). Das ist nur durch verständliche Worte möglich (1. Korinther 14,9).
Die biblische Zungenrede kann und muss übersetzt oder ausgelegt werden (1. Korinther 12,10; 14,5.13.28), sonst soll der Sprecher schweigen.
Redet und betet jemand in der Gemeinde in einem indischen oder afrikanischen Dialekt, versteht niemand etwas davon. Er redet „Geheimnisse“, denn nur Gott kann ihn verstehen (1. Korinther 14,2 ist also nicht unbedingt als Lob oder Auftrag zu verstehen).
Als die Jünger zu Pfingsten in Fremdsprachen redeten, verstanden die Ausländer zwar ihre eigene Sprache, aber die anderen meinten, die Jünger seien betrunken (Apostelgeschichte 2,4-13). Die Gäste der Korinther dagegen meinten, die Gemeindeglieder seien von Sinnen (1. Korinther 14,23) – also eine ähnliche Situation. Deswegen sollten diese auch das Gesagte erklären oder übersetzen.
Die biblische „Zungenrede“ wird vom Gläubigen kontrolliert eingesetzt, sie kommt nicht einfach ekstatisch über ihn (1. Korinther 14,28.32). Jesus selbst hatte die Apostel gelehrt, nicht „wie die Heiden zu plappern“ und stattdessen klar und verständlich zu beten (Matthäus 6,7ff).
Damit werden einige deutliche Unterschiede zu jener Zungenrede klar, die in einigen christlichen Kreisen praktiziert wird.
Auch heute
Die Sprachengabe existiert auch heute noch. Missionare berichten davon.
Es gibt moderne Berichte darüber, dass die Sprachengabe auch heute noch existiert. Missionare haben erlebt, dass unbekannte Volksstämme sie plötzlich verstanden oder dass sie ihrerseits Menschen verstehen konnten, deren Sprache sie nicht gelernt hatten.
Die ersten Christen sollten der ganzen Welt von Jesus erzählen. Damals war es jedoch nicht so einfach wie heute, eine Fremdsprache zu erlernen. Deshalb hat Gott seiner Gemeinde die Gabe geschenkt, in anderen Sprachen sprechen zu können. Tatsächlich entstanden schon bald nicht nur im Römischen Reich christliche Gemeinden, sondern auch in Irland, Schottland, am Schwarzen Meer, in Indien, Afrika und auch in Ostasien.
Bei der Geistesgabe der Zungenrede geht es um die übernatürliche Fähigkeit, in einer Sprache zu reden, die man nicht gelernt hat. Diese Gabe sollte nicht zweckentfremdet werden, um sich selbst darzustellen, sondern dient der Verkündigung des Evangeliums.
Das Reden in unverständlichen ekstatischen Lauten, das man lernen kann, existiert in verschiedenen Religionen. Es kann psychologisch erklärt werden, und darf nicht mit der biblischen Sprachengabe gleichgesetzt werden.
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