Sind Neugeborene durch die Erbsünde schuldig vor Gott?

Das Wort „Erbsünde“ legt nahe, dass man die Schuld eines anderen „erbt“ und dafür unter einem Urteil steht. Das ist aber nicht biblisch.

Schuld und Sünde in der Bibel

„Erbsünde“ ist kein biblischer Begriff. Weder der Bericht vom Sündenfall noch das Neue Testament enthalten Hinweise darauf. Das biblische Verständnis von Sünde und Schuld könnte man so zusammenfassen:

  • Der Mensch lebt seit dem Sündenfall in einem Zustand der Trennung von Gott, den man auch Sünde nennt. Er ist seitdem vergänglich und hat eine Neigung zur Sünde (eine Anfälligkeit für die Sünde). Mit dieser wird man bereits geboren, selbst wenn man noch nichts Verkehrtes getan hat (Jeremia 13,23; Psalm 51,7).
  • Diese Neigung führt dazu, dass der Mensch sich irgendwann auch zu falschen Taten (Sünden) verleiten lässt. Sünde ist die Übertretung des Gesetzes (1. Johannes 3,4 ELB). Durch die Gebote Gottes wissen wir, was richtig und falsch ist, aber wir werden diesem Standard nicht immer gerecht (Römer 3,22-24).
  • Die Folge der Sünde ist der Tod (Römer 6,23). Sünde kann nämlich nicht verewigt werden, indem Sünder ewig leben. Sünde kann nicht in Gottes Gegenwart bestehen, deshalb trennt sie uns von Gott (Jesaja 59,1.2).
  • Der Mensch braucht Vergebung für seine verkehrten Taten (1. Johannes 1,8.9). Gleichzeitig braucht er aber auch Erlösung vom Zustand der Sünde, um befähigt zu sein, nicht mehr weiter zu sündigen und ewig zu leben.

Sind Kinder auch schon Sünder?

Kinder sind insofern bereits Sünder, als sie in einen sündhaften Zustand hineingeboren werden – das meinte wohl David, wenn er in Psalm 51,7 sagt: „Ich bin als Sünder geboren“. Dieser Zustand zeigt sich in der Vergänglichkeit, die wir von Anfang an in uns tragen sowie in einer Unfähigkeit, immer das Richtige zu tun, die auch vor Kindern nicht Halt macht.

Sünde als Zustand

Kinder werden in einen sündhaften Zustand hineingeboren, aber sie sind nicht schuldig oder verdammt.

Gleichzeitig sind Kinder aber nicht schuldig oder verdammt. Sie sind noch nicht voll für ihre Taten verantwortlich. Jesus spricht Kindern das Reich Gottes zu, sie haben also das ewige Leben, wenn sie im Kindesalter sterben (Matthäus 19,13-15). Das ist nicht davon abhängig, ob sie ein Ritual der Kindertaufe durchlebt haben oder nicht.

Erbsündenlehre bei den Kirchenvätern

Die katholische Lehre der Erbsünde, die sich im Laufe der Kirchengeschichte herausgebildet hat, ist anders als das, was wir in der Bibel finden: Der Kirchenlehrer Tertullian (3. Jh. n. Chr.) behauptete, dass „in Adam“ die ganze Menschheit enthalten gewesen sei und deshalb auch „mit ihm gesündigt“ habe. Dieser Gedanke wurde von Cyprian weiterentwickelt. Er spricht von „fremder Schuld“ bei Kleinkindern und begründete damit die Notwendigkeit einer Säuglingstaufe. Würde diese Schuld nicht durch ihre Taufe getilgt, müssten die Neugeborenen verloren gehen.

Augustinus (4. Jh.) nahm an, dass die Erbsünde durch den mit Lust verbundenen (und seiner Meinung nach sündigen) Zeugungsakt auf den neuen Menschen übertragen würde. Auch für ihn lag die einzige Rettung vor der Erbsünde in der Kindertaufe. Heute distanziert sich die katholische Dogmatik zwar von seinen Anschauungen (Erbsünde ist für sie nur „das Fehlen des Gnadenstandes in allen Nachkommen Adams“), gleichzeitig gehen immer noch viele Menschen davon aus, dass ungetaufte Kinder vor Gott schlechter dastehen und nicht gerettet werden.

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Biblische Sichtweise

Die Bibel lehnt ab, dass ein Mensch für die Schuld eines anderen bestraft wird (Hesekiel 18,14-20). Dennoch ist es natürlich so, dass wir oft unter den Folgen der Sünde anderer leiden. Die Sünde der ersten Menschen hat die ganze Welt in einen neuen Zustand gebracht – einen Zustand der Trennung von Gott. Die Herrschaft über diese Welt, die Adam anvertraut worden war, ist an den Feind Gottes übergegangen, der sie nun für sich beansprucht (Lukas 4,6). Wir sind Sterblichkeit, Krankheit, Schwäche und Tod unterworfen.

Aufgrund unserer Abstammung von Adam tragen wir von Geburt an lebenslang die Neigung zur Sünde in uns. Diese moralische Schwäche führt dazu, dass wir auch sündige Taten vollziehen. Davon kann sich niemand freisprechen (Römer 5,12). Gott sei Dank, hat Gott dafür eine Lösung gefunden. Christus erlitt für uns den Tod, damit wir wieder frei von Sünde werden können.

Ändert die Kindertaufe etwas am geistlichen Status eines Kindes?

Zur Zeit der Bibel wurden Menschen als Erwachsene getauft, nachdem sie eine persönliche Entscheidung für Gott getroffen haben (Matthäus 28,19; Markus 16,16; Apostelgeschichte 8,33 usw.). Die Taufe war der Bundesschluss des Einzelnen mit Gott. Mit der Taufe verbunden war die Vergebung der Sünden, der Eintritt in die Gemeinde der Gläubigen und der Empfang des Heiligen Geistes (Apostelgeschichte 2,38; 1. Korinther 12,13). Auch Jesus ließ sich erst als Erwachsener taufen.

Kleinkinder können noch keine eigene Entscheidung für den Glauben treffen, sie sind auch noch nicht darin unterwiesen, was das überhaupt bedeutet. Jesus segnete Kinder zwar, aber die Taufe ist in der Bibel Erwachsenen vorbehalten. Eine Taufe ohne bewusste Entscheidung für Jesus kann nichts am geistlichen Stand eines Kindes ändern.

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Fazit

Wir werden nicht für die Schuld Adams bestraft und diese wird weder durch den Zeugungsakt auf uns übertragen noch durch die Kindertaufe von uns abgewaschen. Wir leiden aber seit damals unter den Folgen der Sünde. Wir sind vergänglich, sterblich und moralisch geschwächt. Diese Neigung zur Sünde erben wir gewissermaßen, aber Kinder sind dennoch nicht moralisch schuldig und werden gerettet.

Zum Nachdenken

  • In welchen Situationen kommt es vor, dass Kinder unter dem Fehlverhalten ihrer Eltern zu leiden haben?
  • Worin wird auch schon bei Kindern sichtbar, dass sie eine Neigung zur Sünde haben?
  • Ab wann ist ein Mensch moralisch für sein eigenes Verhalten verantwortlich?


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