Das Vaterunser
Viele Christen beten das Vaterunser, doch was steckt wirklich darin? Entdecke, wie bereichernd und lebensverändernd dieses Gebet sein kann!
- 9 Themen
- 30-40 Minuten/Thema
Geborgenheit bei Gott finden. Bei einem Gott, der mich durch und durch kennt und versteht, der mich geschaffen hat und mich leitet, der immer da ist… Wohl kaum ein Psalm drückt diese Zuversicht schöner und poetischer aus als Psalm 139. Wir hören ihn manchmal bei Beerdigungen oder Hochzeiten. Er ist einfach etwas Besonderes.
Wir wollen die einzelnen Abschnitte von Psalm 139 gemeinsam lesen, um daraus Kraft und Mut zu schöpfen. Bist du bereit?
Eine der tiefsten Sehnsüchte unseres Lebens ist die nach einer tiefen, erfüllenden Beziehung. Wir wünschen uns, im Innersten gekannt, erkannt und geliebt zu werden. Wir wollen ein Gegenüber, das uns wirklich versteht.
Unvollkommen
Menschliche Beziehungen – so bereichernd und wichtig sie sind – können uns nie völlig erfüllen.
Menschliche Beziehungen – so bereichernd und wichtig sie sind – können uns nie völlig erfüllen. Es wird immer Momente geben, in denen wir uns unverstanden fühlen, oder in denen die Liebe des anderen an Grenzen stößt. Bei Gott ist das anders. Er ist allwissend und allmächtig, aber auch zutiefst an mir interessiert. Er kennt mich sogar besser als ich mich selbst. Trotz meiner Fehler und schlechten Eigenschaften wendet er sich nicht von mir ab.
In Psalm 139 lese ich das Versprechen, dass Gott immer in meiner Nähe bleibt und mich schützt. Er umgibt mich von allen Seiten (Psalm 139,5). Das gibt mir Geborgenheit. Er hält seine Hand über mir, sodass mir nichts und niemand nachhaltig etwas anhaben kann.
Dabei bleibt mir diese große Liebe und Fürsorge doch ein Stück weit unbegreiflich. Warum macht Gott das, wo ich doch nur ein Staubkorn in seinem Universum bin? Womit habe ich das verdient? Warum bin ich dir so viel wert, lieber Gott? Diese Erkenntnis ist mir „zu hoch“ und unbegreiflich!
Nähe zu Gott
Obwohl wir uns Gottes Nähe wünschen, macht sie uns manchmal vielleicht auch Angst.
Obwohl wir uns Gottes Nähe wünschen, macht sie uns manchmal vielleicht auch Angst. Ist ER nicht der allmächtige große Gott? Der Richter? Der Heilige? Dass er mich bis ins Innerste durchschaut – will ich das überhaupt? Ich suche doch auch meine Freiheit. Selbstbestimmung. Unabhängigkeit. Macht mich diese Nähe nicht verwundbar?
Vielleicht waren es solche Gedanken, die David zu den folgenden Versen bewegt haben.
Und doch: Gott ist überall. Ich brauche mich vor ihm nicht zu verstecken, sondern ich kann aus der Deckung hervortreten in sein Licht. Er führt mich und hält mich (Psalm 139,10). Er ist keine Bedrohung für mich, sondern ich darf mich ihm ganz anvertrauen.
Gottes Liebe zu mir hat eine Vorgeschichte. Er hat mich geschaffen und ausgedacht. Ich bin kein Produkt des Zufalls, sondern von ihm so gewollt. Mit Freude sah er auf meine Entstehung im Mutterleib. Egal, wie viele Schwächen und Begrenzungen ich habe, Gott hat mich gut, ja wunderbar, gemacht (Psalm 139,14)! Nichts gibt mir so viel Wert wie das, was ER in mir sieht.
Wertvoll
Egal, wie viele Schwächen und Begrenzungen ich habe, Gott hat mich gut, ja wunderbar, gemacht! Nichts gibt mir so viel Wert wie das, was ER in mir sieht.
Gott sieht die Tage meines Lebens vor sich – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er weiß, was mir widerfahren wird (Psalm 139,16). Nichts kann ihn überraschen. Nichts trifft ihn unvorbereitet. Ich darf darauf vertrauen, dass er einen weisen Plan hat und mir in jeder Lage helfen kann. Seine Gedanken sind weit über meinem Fassungsvermögen. Aber vielleicht muss ich auch nicht alles verstehen. Das Wichtigste ist: ER ist da!
Psalm 139, eine Idylle voller Perlen der Ermutigung und des Trostes … Doch dabei bleibt es nicht. Gegen Ende wird der Gedankengang jäh unterbrochen:
Was für ein Missklang! Was haben solche erbitterten Worte in einem „himmlischen“ Psalm wie Psalm 139 zu suchen? Hätte David sich das nicht „verkneifen“ können? Wollen wir diese Verse nicht einfach auslassen?
Schonungslos
David legt Gott seine Gefühle, seine innere Unruhe, seinen Zorn, sein Aufgewühlt-Sein vor.
Gottes Beistand und Fürsorge für mich sind nicht auf die guten Tage begrenzt. Als Menschen leiden wir manchmal unter Anfeindungen, Verleumdung, Verfolgung, Gewalt und himmelschreiender Ungerechtigkeit. David erlebte das so. Er legt seine Gefühle, seine innere Unruhe, seinen Zorn, sein Aufgewühlt-Sein Gott vor.
Diese Möglichkeit, Gott all das zu sagen, macht frei. David verzichtet darauf, sich selbst durch Gewalt und Rache Recht zu schaffen und bittet Gott stattdessen um sein Eingreifen. Jetzt kann David seinen Feinden ruhig und souverän begegnen.
Wie gut tut es auch mir, wenn ich nicht an erlittenem Unrecht verbittere, sondern es vor Gott bringen kann! Ich darf darauf vertrauen, dass er für mich eintritt und mir zu seiner Zeit Recht verschafft.
Psalm 139 schließt mit einer Bitte, die unser tägliches Gebet werden könnte:
David ist bereit, seine heftigen Gefühle zu hinterfragen: „Herr, sind meine Gedanken egoistisch? Ist mein Zorn berechtigt oder übertrieben und fehlgeleitet? Geht es mir vielleicht nur um mich?“
Ich bin auch auf einem Weg. Ist das ein guter, „ewiger Weg“ oder ein „böser Weg“? Führt er mich zum Ziel? Welche Motive habe ich? Gott sei Dank: Du kennst mich ganz genau, Herr. Wenn ich mich von dir durchleuchten lasse, werde ich den richtigen Weg finden.
Psalm 139 führt mir Gottes großartige Eigenschaft der Allwissenheit und Allgegenwart vor Augen. Er motiviert mich zu einer noch größeren Ehrlichkeit vor Gott, der mich kennt und versteht. Er zeigt mir, dass Gott nicht gegen, sondern für mich ist, und dass ich ihm vertrauen kann. Er hält seine Hand über mir (Psalm 139,5). Er hat mich wunderbar geschaffen (Psalm 139,14).
Er endet mit der Bitte um göttliche Leitung und regt mich an, meine Motive genauer zu reflektieren, bittere Gefühle loszulassen und Gottes Leitung in Anspruch zu nehmen.
Ich wünsche dir, dass du Gott genauso persönlich begegnest wie der Psalmschreiber David. Du kannst alles mit Gott teilen – Freude, Zweifel, Hassgefühle. Er bleibt da. Aber er wird dich verändern. Im Gebet kann Gott dir seinen Frieden und neue Impulse schenken.
Du möchtest dein Gebetsleben vertiefen? Fang doch bei dem Gebet an, das Jesus selbst uns gelehrt hat. Der Kurs Das Vaterunser holt aus diesem altbekannten „Muster“-Gebet viel mehr heraus, als du denkst!
Psalmen haben in der Musikgeschichte eine große Rolle gespielt und wurden oft vertont. Hier findest du einige Beispiele:
J. S. Bach: “Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz” (Psalm 139,23; BWV 136)
James O Donnell: “Psalm 139” (hier beim Begräbnis von Queen Elizabeth II, 2023; englisch)
Das Vaterunser
Viele Christen beten das Vaterunser, doch was steckt wirklich darin? Entdecke, wie bereichernd und lebensverändernd dieses Gebet sein kann!