Warum hat Judas Jesus verraten? Einem Rätsel auf der Spur

Judas, der Verräter – so ist er in die Geschichte eingegangen. Über drei Jahre lang hatte dieser Mann zum engsten Kreis um Jesus gehört. Jesus war sein Freund geworden. Doch dann geht er zu den Hohepriestern und erklärt sich bereit, ihnen Christus um den Preis von 30 Silberstücken auszuliefern. Das vereinbarte Zeichen ist ein Kuss, den Judas seinem Meister zur Begrüßung geben wollte. Judas wird zum Inbegriff des hinterhältigen Verrats… Aber wie kommt jemand dazu, seinen eigenen Freund so schändlich zu verraten?

Warum Judas Jesus ausgeliefert hat, ist Anlass für viele Spekulationen. Einige Theorien dürften aber sehr unwahrscheinlich sein:

1. Hat Gott Judas zum Verräter vorherbestimmt?

Judas hat durch seinen Verrat dazu beigetragen, dass Jesus sterben musste. Damit kam letztlich Gottes Plan zur Erfüllung, dass Jesus am Kreuz sein Leben für die Menschen gab. Da Jesus den Verrat des Judas vorhergesehen hat, sieht es für viele danach aus, als wäre Judas dazu vorherbestimmt gewesen, der Verräter Jesu zu werden.

Ist Judas ein Held?

Wenn Gott Judas zum Verräter vorherbestimmt hätte, wäre es ungerecht, ihn hinterher moralisch dafür verantwortlich zu machen. Im Gegenteil: Judas wäre dann ja sogar ein Helfer Gottes und Held in der Geschichte der Erlösung. Man müsste ihn dafür feiern!

Gott brauchte Judas nicht

Es würde auch ein seltsames Licht auf Gott werfen, dass er die Bosheit bestimmter Menschen „braucht“, um seinen Plan zu erfüllen. Man könnte stattdessen eher davon sprechen, dass Gott seine Pläne erreicht, obwohl Menschen aus freiem Willen falsche Entscheidungen treffen und böse handeln (1. Mose 50,20).

Vorhergesagt ist nicht gleich vorherbestimmt

Info

“Wissen” und “Festlegen” sollte man nicht verwechseln. Das ist nicht das selbe!

Der Verrat an Jesus war zwar vorausgesagt, aber nicht von Gott vorherbestimmt. Voraussagen bedeutet, dass man weiß, wie sich die Ereignisse in der Zukunft entwickeln werden. Vorherbestimmen dagegen bedeutet, dass man die Ereignisse im Voraus festlegt.

Es gibt zwar Dinge, die Gott vorherbestimmt hat, wie z. B. die Zeit der Geburt Jesu (Galater 4,4) oder den Zeitpunkt des Gerichtes (Apostelgeschichte 17,31). Gott hat aber nicht jede einzelne Handlung von Menschen vorherbestimmt, sondern respektiert unsere freien Entscheidungen.

Die Freiheit bleibt

Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden, aber er überlässt es unserer freien Entscheidung, ob wir sein Angebot annehmen. Liebe und Freiheit gehören zusammen!

Für Gott sind wir nicht programmierte Roboter. Er sehnt sich nach Wesen, die ihn freiwillig „zurücklieben“. Jesus zeigte Judas bis zuletzt seine Liebe, aber Judas entschied sich, sich davon nicht berühren zu lassen.

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2. Hat der Teufel Judas gezwungen?

Johannes schreibt in seinem Evangelium, dass der Teufel es Judas eingegeben hätte, Jesus zu verraten (Johannes 13,2). Es heißt sogar, dass der Teufel in ihn fuhr, also Besitz von ihm ergriff (Johannes 13,27). War Judas also nur ein willenloses Werkzeug Satans?

Um jeden Menschen tobt ein Kampf

Als Menschen stehen wir unter verschiedenen Einflüssen. Einerseits wirkt der Geist Gottes an uns (Johannes 16,8), aber auch Satan und finstere Mächte treten an uns heran (1. Petrus 5,8). Um jeden Menschen tobt ein Kampf.

Satans Einfluss

Gewissen

Das Gewissen ist wie eine innere Stimme. Können wir diese Stimme von anderen unterscheiden?

Wer sich durch Wort oder Tat von Gott distanziert, öffnet sich für den Einfluss des Bösen. Wer die Stimme seines Gewissens übergeht, wird sich immer weiter verhärten und sie irgendwann gar nicht mehr wahrnehmen.

Deshalb ermahnt die Bibel dazu, dem Teufel in unserem Leben keinen Raum zu geben (Epheser 4,27), sondern uns stattdessen vom Geist Gottes erfüllen zu lassen (Epheser 5,18).

Keiner ist hilflos ausgeliefert

Die gute Nachricht lautet: Wir sind Satan nicht hilflos ausgeliefert. Wer sich unter den Einflussbereich Gottes begibt, vor dem müssen finstere Mächte fliehen (Jakobus 4,7). Gott ist immer stärker als der Einfluss des Bösen.

Judas hat durch seine eigenen Entscheidungen dazu beigetragen, dass der Einfluss des Bösen in seinem Leben immer mehr zunahm. Er hatte eine mehr als faire Chance dazu, ein Leben in der Nähe Gottes zu führen.

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Diese wunderschöne Pflanze wird "Silberblatt" oder "Judas-Silberlinge" genannt.

3. Ging es Judas nur ums Geld?

An mehreren Stellen in den Evangelien wird deutlich, dass Judas eine Schwäche fürs Geld hatte. Er war der Schatzmeister der Jünger und sorgte für Einkäufe und die Finanzen (Johannes 13,29). Wir erfahren aber auch, dass er dabei manchmal in die eigene Tasche wirtschaftete (Johannes 12,6). Da liegt es doch nahe, anzunehmen, dass er Jesus um des Geldes willen verraten hat.

Nur 30 Silberlinge?

Auch wenn Judas eine besondere Liebe zum Geld hatte, scheint es beim Verrat Jesu noch um mehr gegangen zu sein. 30 Silberlinge waren der Preis eines männlichen Sklaven (2. Mose 21,32). Wenn es Judas nur ums Geld gegangen wäre, hätte er sicher mehr für Jesus aushandeln können.

4. War Judas enttäuscht von Jesus?

Jesus entsprach nicht den Erwartungen, die seine Jünger an ihn stellten. Sie hatten sich alle einen starken Führer erhofft, der gegen die Römer kämpft und ein irdisches Königreich aufrichtet – mit ihnen als Minister (Matthäus 20,20.21)!

Jesus diente stattdessen den Armen und Ausgegrenzten, er litt Verfolgung und Anfeindung, ohne zurückzuschlagen. Letztendlich ging er sogar ans Kreuz!

Die Evangelien zeigen an vielen Stellen, dass die Jünger regelmäßig enttäuscht von Jesus waren (Matthäus 16,22). Sie konnten sein Verhalten nicht verstehen (Lukas 9,45). Auch Judas dürfte so empfunden haben.

5. War Judas ein Zelot?

Der Beiname von Judas („Iskariot“) wird von manchen mit dem lateinischen Wort für Messer oder Dolch („sica“) in Verbindung gebracht. Das könnte darauf hindeuten, dass er der radikalen politischen Partei der Zeloten nahestand, die danach trachteten, die Römer durch einen gewaltsamen Aufstand zu vertreiben.

Jesus hatte im Kreis seiner Jünger einen ehemaligen Zeloten, der als „Simon der Zelot“ bezeichnet wird. Es bestanden also Verbindungen zu diesem Milieu.

6. Wollte Judas Jesus auf die Sprünge helfen?

Manche vermuten auch, dass Judas Jesus durch den Verrat dazu drängen wollte, sich endlich klar als der Sohn Gottes zu offenbaren. Wenn man Jesus gefangen nehmen würde, wäre er doch gezwungen, sich zu wehren und seine Macht zu zeigen. So könnte Judas gedacht haben.
Vielleicht dauerte es Judas auch zu lange, in dieser Unklarheit zu leben. Was wollte Jesus eigentlich erreichen? Lohnte es sich, noch länger sein Jünger zu sein oder sollte man sich von ihm distanzieren?

7. War der Stolz des Judas verletzt?

Eine Begebenheit am Ende des Lebens Jesu offenbart, dass es zwischen Judas und Jesus zunehmende Differenzen gab: Eine Frau von zweifelhaftem Ruf wäscht Jesus die Füße und salbt ihn mit einem sündhaft teuren Nardenöl (Johannes 12,3-8).

Judas beschwert sich sofort: Was für eine Verschwendung! Das hätte man den Armen geben können! Jesus nimmt die Frau öffentlich in Schutz und lobt sie für ihre große Hingabe und Liebe (Matthäus 26,13). Damit tadelt er aber gleichzeitig Judas für seinen Geiz und seine mangelnde Wertschätzung für Jesus.

Sehr kurz danach findet der Verrat statt. Der verletzte Stolz eines enttäuschten Jüngers könnte zur Entscheidung von Judas beigetragen haben, sich von Jesus abzuwenden.

Fazit

Judas hatte die Wahl, ob er Jesus treu bleibt oder zum Verräter wird. Er war weder von Gott dazu vorherbestimmt, Jesus zu verraten, noch war er ein willenloses Werkzeug Satans. Auch das Geld scheint nicht der entscheidende Faktor gewesen zu sein.

Wahrscheinlicher ist, dass Judas sich nicht mehr mit Jesus und seiner Mission identifizieren konnte und deshalb die Seiten wechselte.

Zum Nachdenken

  • Ist Gott für die Erfüllung seiner Pläne und Absichten vom falschen Handeln böser Menschen abhängig?
  • Wie gehen wir mit Menschen um, die uns verraten haben? Wie gehst du damit um, wenn du selbst anderen in den Rücken gefallen bist?
  • Was hätte aus Judas werden können, wenn er wie Petrus seine Sünde bereut hätte? Was könnte der Grund dafür sein, dass er sich nicht mehr um Vergebung bemüht hat?


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