Ist vorherbestimmt, wer das ewige Leben erhält und wer nicht?

Nahaufnahme einer Gänseblümchenblüte mit Weichzeichner, deren Blütenblätter und sanftes Tageslicht eine verträumte, verschwommene Atmosphäre erzeugen.

Römer 9,11-13 · LUT Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, da wurde, auf dass Gottes Vorsatz der Erwählung bestehen bliebe – nicht aus Werken, sondern durch den, der beruft –, zu ihr gesagt: »Der Ältere wird dem Jüngeren dienen« (1. Mose 25,23), wie geschrieben steht (Maleachi 1,2-3): »Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.«
Römer 9,19-21 · LUT Nun sagst du zu mir: Was beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen? Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht etwa ein Werk zu seinem Meister: Warum hast du mich so gemacht? Hat nicht der Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen?

Wenn Gott  alles vorherbestimmt hätte, gäbe es keinen freien Willen. Dann wäre Gott auch für alles Böse auf der Welt verantwortlich.

Vorherbestimmung/Prädestination

Die Lehre von der Vorherbestimmung oder Prädestination ist im Christentum umstritten, denn sie macht Gott letztlich für den Sündenfall verantwortlich. Der Mensch würde hier zu einem Spielball höherer Mächte. Im Grunde könnte Gott uns wegen unserer Schuld nicht anklagen und bestrafen, wenn er uns selbst zur Sünde bestimmt und damit zum Bösen gezwungen hätte. Auch der Ruf zur Umkehr wäre nur ein Theaterspiel, wenn Gott ohnehin schon festgelegt hätte, wer sich bekehrt und wer nicht.

Wir sind nicht nur Marionetten

Entscheidung

Es steht NICHT von vornherein fest, wer das ewige Leben erhält. Wir sind in unserer Entscheidung frei.

Wenn von vornherein feststünde, wer das ewige Leben erhält, hätte Christus auch nicht für „unsere“ Schuld sterben zu brauchen. Wir wären manipulierte, unfreie Wesen, die im Theater des Universums die Rolle des Verbrechers oder Heiligen spielen müssen, ohne uns dagegen wehren zu können.

Wir müssten Gott lieben oder verachten, je nachdem wie es bestimmt wäre. Liebe kann jedoch weder erzwungen noch befohlen werden. Auch eine manipulierte Liebe wäre nur die programmierte Reaktion eines Roboters. Weil Liebe und Freiheit zwei Seiten einer Medaille sind, ist das eine ohne das andere nicht möglich. Wer liebt, lässt dem anderen sogar die Freiheit, sich von ihm selbst abzuwenden.

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Missverstandene Aussagen der Bibel

Vertreter der Prädestinationslehre missverstehen einige Aussagen der Bibel. Es gibt viele Texte, die von der freien Entscheidungsfähigkeit des Menschen sprechen. Jene Texte, die scheinbar von Vorherbestimmung handeln, haben bei genauerem Hinschauen eine ganz andere Bedeutung: In Römer 9 geht es beispielsweise um die Verwerfung Esaus als Stammvater des Gottesvolkes, nicht um die (Nicht-)Erwählung zum ewigen Leben; Gott bestimmt Menschen für eine Aufgabe, nicht für die Erlösung.

Gott will alle Menschen retten

In 1. Timotheus 2,4 schreibt Paulus: „Gott will, dass allen Menschen geholfen wird und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“ Petrus greift diesen Gedanken auf und sagt in 2. Petrus 3,9: „Gott will nicht, dass jemand verloren geht, sondern dass jedermann zur Buße findet.“ Diese Texte passen nicht in das Bild einer Vorherbestimmung. Es wäre sicherlich seltsam, wenn Gott will, dass niemand verloren geht und im gleichen Atemzug bestimmt, dass sie verloren gehen müssen.

In Hesekiel 33,11 lesen wir: Gott will nicht den Tod des Menschen, sondern dass dieser sich bekehrt und lebt. Und in der Offenbarung wird jedem, der es haben will, ewiges Leben angeboten (Offenbarung 22,17).

Gott ist nicht der Urheber des Bösen

Wir haben also einen freien Willen. Gott legt nicht fest, dass Menschen morden, quälen, vergewaltigen, foltern, lügen, betrügen oder stehlen müssen. Er manipuliert uns nicht dahingehend, dass wir die Natur zerstören, vergiften und ausbeuten. Er zwingt uns nicht zum Ehebruch, zur Tyrannei oder zum Leichtsinn. Die Lehre der Prädestination macht Gott eigentlich zum Teufel, zum Urheber und Verantwortlichen für alles Böse in der Welt.

Gott der Liebe und Freiheit

Gott aber ist ein Gott der Liebe und der Freiheit (2. Korinther 3,17). Er will unsere Erlösung vom Bösen und vom Tod. Dafür hat Christus sich mit seinem Leben eingesetzt. Er bietet uns das ewige Leben an, aber er zwingt es uns nicht auf. Nur in dieser Freiheit und in dem Wissen um die Liebe Gottes, ist es uns möglich, seine Liebe zu erwidern.

Fazit

Gott hat die Menschen nicht darin vorherbestimmt, ob sie gerettet oder verlorenen werden. Er wünscht sich, dass alle gerettet werden, respektiert aber die freie Entscheidung des Menschen.

Zum Nachdenken

  • Gott sieht zwar in die Zukunft (Vorherwissen), aber er respektiert trotzdem die freien Entscheidungen seiner Geschöpfe. Was ist der Unterschied zwischen Vorherwissen und Vorherbestimmung?
  • Was sagt es über Gott aus, dass er seinen Geschöpfen einen freien Willen gibt, obwohl diese sich dadurch oft von ihm abwenden?
  • Warum hat Gott nicht Wesen geschaffen, die gar nicht sündigen können? Warum nahm er das Risiko in Kauf, das Freiheit mit sich bringt?


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