Darf ich mich als Christ selbst verteidigen?

Matthäus 5,38-42 · LUT Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2. Mose 21,24): »Auge um Auge, Zahn um Zahn.« Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand eine Meile nötigt, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.

Wer auf Rache verzichtet, steigt aus der Spirale der Gewalt aus. Das heißt aber nicht, dass Christen nicht gegen Unrecht vorgehen sollen.

Halte die andere Wange hin?

Viele Christen fragen sich, ob das Recht auf Selbstverteidigung auch für sie gilt. Hat Jesus ihnen nicht in der Bergpredigt geboten, die andere Wange hinzuhalten? Den Schlüssel zum richtigen Verständnis von Matthäus 5,38.39 finden wir jedoch in zwei entscheidenden Aussagen:

  1. „Ihr habt gehört, dass gesagt ist …“ (Vers 38). Dies ist ein Zitat aus 2. Mose 21,24. Es geht hier um Rechtsordnungen. Das Gesetz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ sollte Richtern helfen, ein gerechtes Urteil zu fällen (Vers 18 u. 19). Es wurde jedoch missbraucht, um eine persönliche Rache zu rechtfertigen. Jesus wollte, dass Streitende sich versöhnen. Deshalb sollen Christen lieber einstecken, als sich von Rachegefühlen leiten zu lassen.
  2. „… wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt …“ (Vers 39). Jesus geht es um den Schlag mit der rechten Rückhand, der in vielen Kulturen als Zeichen der Beleidigung oder der Herausforderung zum Kampf gilt. In einer solchen Situation sollen Christen die andere Wange hinhalten, d. h. schweigen, freundlich antworten und auch Verletzungen hinnehmen.

Gesetzwidrige Gewalt steht hier also nicht zur Debatte. Unrechtmäßige Angriffe brauchen Christen nicht einfach zu erdulden. Deshalb ließ Jesus es auch nicht zu, dass die Einwohner von Nazareth ihn einen Berg hinunterstießen (Lukas 4,28).

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Unrechtmäßige Angriffe brauchen Christen nicht einfach zu erdulden.

Unrecht beim Namen nennen

Interessant ist, wie Jesus selbst mit Gewalt umging. Als der Knecht des Hohenpriesters ihn schlug, hielt Jesus nicht die andere Wange hin, sondern fragte ihn: „Warum schlägst du mich?“ (Johannes 18,23). Weil es bei den Juden verboten war, einen Angeklagten vor seiner Verurteilung zu schlagen, zeigt Jesus damit, dass seine Richter selbst vor Gericht gestellt werden müssten. Auch Paulus verteidigte sich mit diesem Argument vor dem Hohen Rat (Apostelgeschichte 23,2.3).

Nächstenliebe erfordert Zivilcourrage

Innerer Konflikt

Der Christ gerät in einen inneren Konflikt. Auch der Angreifer ist sein Nächster, den er lieben soll.

Liebe zum Nächsten darf sich nicht in schönen Worten erschöpfen. Braucht jemand Hilfe, sollen wir ihm beistehen. Das gilt auch für diejenigen, die Gewalt erleiden. Dabei gerät der Christ in einen inneren Konflikt. Auch der Angreifer ist sein Nächster, den er lieben soll. Wenn er ihn nicht mit Worten von weiterer Gewalt ablenken kann oder wenn der Angreifer sich gegen ihn selbst wendet, muss er sich auch bei der Nothilfe die Frage stellen, ob und wieweit er sich wehren soll, oder ob passives Leiden oder Flucht die einzigen Alternativen sind.

Alternative Wege suchen

Manchmal kann tatsächlich freundliches Reden den anderen besänftigen (Sprüche 15,1). Dabei hilft es, eigene Fehler zuzugeben und um Entschuldigung zu bitten. Weggehen oder weglaufen hilft auch oft, Gewalttätigkeiten zu meiden. Manche Christen denken auch daran, Selbstverteidigungstechniken anzuwenden, die einen Angriff abwehren, ohne den Gegner zu verletzen. Leider funktionieren diese meistens nicht auf der Straße, wenn Angst, Schmerz und Stress den Angegriffenen lähmen. Gewissenskonflikte sind hier also nicht ausgeschlossen.

Leben in einer gefallenen Welt

Christen leben in einer Welt, die auch vom Bösen beherrscht wird. Sie selbst sind ebenso nicht jenseits von Gut und Böse. Deshalb ist es verständlich, wenn sie plötzlich mit Gewalt reagieren, wenn sie Gewalt und Bedrohung erleben. So stürzte sich ein friedliebender Christ im Dunkeln auf einen Angreifer, der im Begriff stand, ein Mädchen zu vergewaltigen. Er schlug so lange auf ihn ein, bis dieser davonlief. Geschockt musste der Mann danach feststellen, dass er damit seiner eigenen Tochter das Leben gerettet hatte.

Fazit

Als Christen sollten wir versuchen, aus der Gewaltspirale zu entkommen, indem wir Böses nicht mit Bösem vergelten und uns nicht provozieren lassen. Das bedeutet aber nicht, dass Unrecht nicht beim Namen genannt werden darf. Wenn unser Nächster bedroht ist, gebietet der Glaube, dass wir helfen und Zivilcourage zeigen.

Zum Nachdenken

  • In welchen Situationen stehe ich in der Gefahr, mich provozieren zu lassen und selbst Unrecht zu tun? Wie könnte ich diesen Situationen noch besser begegnen?
  • Welche gewaltlosen Wege könnte es geben, um gegen ein Unrecht aufzustehen?
  • Inwiefern kann es entwaffnend sein, Böses nicht zu vergelten und sich nicht in die Spirale der Gewalt hineinziehen zu lassen?


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