Start in die Zukunft
Die biblischen Prophezeiungen sind faszinierend und glaubensstärkend. Entdecke, was die Bibel über Vergangenheit und Zukunft zu sagen hat!
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Das „Gräuel der Verwüstung“ meinte einerseits die Heere Roms vor Jerusalem, aber es gibt auch eine endzeitliche Dimension dieser Aussage.
Jesus spricht vom „Gräuel der Verwüstung“ im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems und den Zeichen seines Kommens (Matthäus 24,1-31; wörtlich heißt es in Vers 15 „Gräuel“ und nicht „Gräuelbild”). Als Jesus die Zerstörung Jerusalems ankündigt, glauben die Jünger, dass dies ein Zeichen für das Ende der Welt sein musste (Vers 1-3). Doch Jesus bestätigt ihre Vermutung nicht. Er schildert schreckliche Ereignisse wie Kriege, Erdbeben, Hungersnöte oder Verführungen, aber er fügt hinzu: „Das ist erst der Anfang der Wehen“.
Das Zeichen
Das entscheidende Zeichen des Endes: die Verkündigung der guten Nachricht vom Reich in der ganzen Welt.
Diese Ereignisse sind also nicht Zeichen des Endes der Welt, sondern zeigen, dass noch etwas anderes kommen wird. Danach spricht Jesus von Verrat und Verfolgung und vom Überhandnehmen der Gesetzlosigkeit (wörtlich) und dem Erkalten der Liebe unter den Menschen. Und er schließt mit dem entscheidenden Zeichen des Endes ab: Wenn die gute Nachricht vom Reich Gottes in der ganzen Welt verkündigt wird, sodass alle Völker sie hören können, dann wird das Ende kommen (Vers 14).
Nach diesem Überblick von der Zeit der ersten Christen bis zum Weltende kehrt Jesus wieder zur Frage der Zerstörung Jerusalems zurück (Vers 15 ff.). Er zitiert Daniel, der schon die erneute Zerstörung Jerusalems und des Tempels angekündigt hatte, als beide noch gar nicht wieder aufgebaut waren (Daniel 8,11; 9,26.27). Jesus warnt seine Jünger vor diesem Ereignis und rät ihnen, darum zu beten, dass sie nicht im Winter oder am Sabbat fliehen müssten. In der Endzeitrede, die im Lukasevangelium beschrieben wird, gibt Jesus einen sehr konkreten Hinweis, was das Zeichen zur Flucht sein soll: „Wenn ihr Jerusalem von Heerscharen umzingelt seht“ (Lukas 21,20.21).
Tatsächlich zerstörte das politische Rom 70 n. Chr. Jerusalem und den Tempel. Die Belagerung Jerusalems begann im Jahr 66 n. Chr. durch den römischen Feldherrn Cestius Gallus. Doch dieser zog sich noch einmal zurück. Darin sahen die Christen das von Jesus angekündigte Zeichen, dass sie Jerusalem und auch Judäa verlassen sollten. Viele flohen auf die andere Seite des Jordans.
Kurz darauf – es war inzwischen das Jahr 67 n. Chr. – fiel der spätere römische Kaiser Vespasian in Judäa ein und begann mit der Eroberung des Landes. Im Jahr 70. Chr., also 3 ½ Jahre nach Beginn des Krieges, eroberte sein Sohn Titus Jerusalem. Der Tempel ging dabei in Flammen auf, obwohl Titus ihn eigentlich erhalten wollte. Die Zustände in Jerusalem während der Belagerung entsprachen genau Jesu Beschreibungen. Während sich die Juden gegen die Römer verteidigten, bekämpften sich unterschiedliche Parteien in der Stadt, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung. Im Kampf ums Überleben aßen die Einwohner sogar Menschenfleisch. Doch weil die Christen auf Jesus gehört hatten, kam niemand von ihnen bei diesen Eroberungskämpfen ums Leben.
Seitdem ist der Tempel verwüstet. Nach dem Aufstand von Bar Kochba im Jahr 132-135 n. Chr. ließ der römische Kaiser Hadrian einen Jupitertempel auf dem Platz des jüdischen Tempels errichten und den Tempelberg sogar durch Schweineopfer entweihen. Die Ausübung der jüdischen Religion wurde verboten und alle Juden aus Palästina deportiert.
Ab diesem Zeitpunkt begannen sich die Christen immer mehr von den Juden zu distanzieren, um nicht wie sie verfolgt zu werden. Man legte beispielsweise den Gottesdienst auf den Sonntag (aber erst 321 n. Chr. wurde er gesetzlicher Feiertag und kurz darauf auch kirchlicher Ruhetag). Außerdem ordnete Bischof Eleuterius von Rom 173 n. Chr. an, dass die Christen nicht länger die jüdischen Speisevorschriften beachten, sondern ab jetzt Schweinefleisch essen sollten.
„Verwüstung“
Der christliche Glaube erlebte eine „Verwüstung“. Die biblische Lehre wurde verdrängt.
In den folgenden Jahrhunderten drangen viele heidnische Bräuche in die Kirche ein und verdrängten biblische Lehren. Auch der christliche Glaube erlebte so eine „Verwüstung“. Wer sich den Lehrmeinungen der Kirche nicht unterwarf, wurde von ihr oft heftig verfolgt und musste fliehen.
Interessanterweise geben Daniel und Jesus der Prophezeiung vom „Gräuel der Verwüstung“ tatsächlich auch eine zweite Deutung, die sich auf das Christentum bezieht. Grund dafür ist, dass die Bibel nicht nur ein physisches, sondern auch ein geistliches Israel kennt. Während das erste hauptsächlich aus Nachkommen Abrahams besteht, setzt sich das geistliche Israel aus Menschen aller Völker, einschließlich der Juden, zusammen. Der Glaube an Gott und die Erlösung durch Jesus Christus macht sie zum Volk Gottes.
Es gibt außerdem auch ein geistliches Rom. Es versteht sich bis heute als Nachfolger des politischen Rom. So trägt der Papst die Titel römischer Kaiser (z. B. Pontifex Maximus). Er krönte außerdem die europäischen Kaiser mit der Krone des römischen Reiches, behielt Latein als Kirchensprache und Rom als Hauptstadt.
Tatsächlich geht Daniel 8,11 ff. über eine reine Zerstörung des irdischen Tempels hinaus. Es geht hier besonders um das tamid, das meistens mit „das tägliche Opfer“ übersetzt wird. Gemeint ist damit das Morgen- und Abendopfer im Tempel. Im Vertrauen auf dieses Opfer konnte jeder Israelit um Vergebung seiner Schuld bitten, ohne an der Opferzeremonie persönlich teilnehmen zu müssen. Auch das Alte Testament kennt demnach die Glaubensgerechtigkeit. Der Begriff tamid heißt wörtlich „das Beständige“ und bedeutet die „ständige Vergebung der Sünden, die Gott dem Menschen aufgrund des täglichen Opfers schenkt“.
Daniel 8,12 lautet wörtlich: „Mühsal wurde gelegt auf das tamid in Frevelhaftigkeit.“ Mit anderen Worten, dem Menschen wird es schwer gemacht, die tägliche Vergebung der Sünden durch Gott zu erhalten. Dies hat sich besonders in der Zeit der Herrschaft der römischen Kirche erfüllt. Ablässe, Bußübungen, Beichten, Fürbitte von Maria und den Heiligen, Priester, Wallfahrten, Selbstgeißelungen, Opfer und Entsagung schoben sich zwischen Gott und dem erlösungsbedürftigen Menschen. Für Jahrhunderte wurde es den Menschen schwer gemacht, Vergebung von Gott zu erhalten. Erst die Reformatoren führten zur Erlösung durch den Glauben an die Gnade und Liebe Gottes und dem Opfer Jesu zurück.
Neben einem geistlichen Israel und einem geistlichen Rom gibt es auch ein geistliches oder himmlisches Heiligtum. Das himmlische Heiligtum ist laut dem Hebräerbrief für Gottes Volk der Ort der Versöhnung, an dem Christus unser Hohepriester uns mit Gott versöhnt (Hebräer 4,14-16; 8,1-5; 9,11.24). Diese Wahrheit wurde zwar von den Reformatoren wieder neu entdeckt, fand aber erst im 19. Jahrhundert wieder zum Durchbruch.
Die katholische Kirche macht die Vergebung der Sünden von der täglichen Opferung Jesu in der Eucharistie oder Messe abhängig. Die tägliche Messe ist also das von den Juden übernommene tägliche Opfer im Tempel. Es hebt jedoch die beständige Vergebungsbereitschaft Gottes aufgrund des einmaligen Opfers Jesu am Kreuz von Golgatha auf (Hebräer 9,28; 10,12.14.18!). Damit nimmt die Kirche Gott das Opfer Jesu weg und „verwüstet“ in gewisser Weise auch das himmlische Heiligtum. Der erlösungsbedürftige Mensch wendet sich nämlich nicht mehr dorthin, um Vergebung seiner Schuld zu finden, sondern geht zum menschlichen Priester.
Laut Daniel 8,14.17.19 soll das Heiligtum in der „Zeit des Endes“ wieder „zu seinem Recht kommen“ oder „gerechtfertigt“ werden (wörtlich). Hier kann nur das himmlische Heiligtum gemeint sein, weil durch Jesu Opfer das irdische Heiligtum seine Bedeutung verloren hat (Hebräer 9,10). In der Endzeit weisen also Christen darauf hin, dass jeder Mensch durch das einmalige Opfer Jesu auf Golgatha und durch die Fürsprache des himmlischen Hohepriesters Jesus Christus Vergebung der Sünden und ewiges Leben erhält. Alle von Menschen gebrachten Opfer (z. B. in der Eucharistie), alle menschlichen Priester und Fürsprecher haben nur den Weg ins himmlische Heiligtum versperrt, den Weg zu Gott beschwerlich gemacht und damit das Evangelium verdunkelt.
Das „Gräuel der Verwüstung“ bezog sich einerseits auf die römischen Heere, die Jerusalem einnahmen und warnte die Christen, zum rechten Zeitpunkt zu fliehen. Anderseits weist er voraus in eine Zeit, in der der wahre Erlösungsweg (Vergebung durch Christus als Hohepriester im himmlischen Heiligtum) durch die römische Kirche entstellt wurde (Vergebung durch irdische Priester und die römische Kirche).
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