Wurde die Bibel von Gott wortwörtlich diktiert?

2. Petrus 1,19-21 · LUT Umso fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen. Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift aus eigener Auslegung geschieht. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben vom Heiligen Geist haben Menschen in Gottes Auftrag geredet.
2. Timotheus 3,16.17 Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt · LUT

Die Schreiber der Bibel waren nicht nur anonyme Schreibwerkzeuge Gottes. Sie wurden mit ihrer eigenen Persönlichkeit berufen und von Gott inspiriert.

Ist die Bibel vertrauenswürdig?

Über die Vertrauenswürdigkeit der Bibel wird immer wieder diskutiert. Einige behaupten, die Bibel bestehe nur aus Legenden, die sich Menschen ausgedacht hätten. Andere meinen dagegen, sie sei von Gott Wort für Wort diktiert worden. Manche sagen, die Schreiber der Bibel hätten nur ihre eigenen Gedanken über Gott weitergegeben…

Verbalinspiration

Im Islam oder bei manchen Christen existiert die Vorstellung, dass Gott jedes Wort genau diktiert und der Schreiber nur ein willenloses Werkzeug ist.

Gott offenbart sich durch Propheten

Die Bibel selbst stellt den Prozess ihrer Entstehung anders dar. Gott offenbarte sich durch Menschen, die man Propheten nennt (Amos 3,7; Hebräer 1,1). Diese wurden dann ein Sprachrohr für Gott. Sie teilten anderen in Gottes Auftrag seine Pläne, Gebote und Prophezeiungen mit. Einige von ihnen haben Dinge gesagt, die wir heute in der Bibel nachlesen können (Jesaja, Jeremia, usw.), andere haben nur zu ihren Zeitgenossen gesprochen oder wir haben ihre Schriften nicht in der Bibel überliefert (Elia, Elisa, Nathan u. a.).

Menschen konnten sich nicht selbst dazu entscheiden, Prophet zu werden, sondern wurden von Gott dazu berufen. Bei den Berufungsgeschichten mancher Propheten sieht man, dass sie sich diese Aufgabe zunächst gar nicht zugetraut haben (2. Mose 4,10-12; Jesaja 6,5-8; Jeremia 20,7-9). Dennoch nahmen sie ihre Berufung an und arbeiteten mit Gott zusammen.

Wortwörtlich diktiert?

Im Islam oder bei manchen Christen existiert die Vorstellung, dass Gott jedes Wort genau bestimmt hat und der Prophet eigentlich nur Gottes willenloses Schreibgerät war. Tatsächlich gibt es auch Textabschnitte, bei denen etwas wortwörtlich diktiert wurde. Dort steht oft ein „so spricht der Herr: …“ Die Zehn Gebote sind beispielsweise ein Text, der genau diktiert wurde.

An vielen anderen Stellen finden wir aber eher Hinweise darauf, dass Gott zwar den Inhalt vorgab, aber die Menschen ihre eigenen Worte und ihren eigenen Stil verwenden durften. Oft zeigte Gott einem Propheten eine Vision und dieser schrieb sie nieder und wählte Vergleiche, die den Menschen seiner Zeit etwas sagten (Offenbarung 1,1.2).

Gottes Wort

Die Bibel ist Gottes Wort in menschlicher Gestalt.

Der Evangelist Lukas stellte selbst Nachforschungen über das Leben Jesu und die Geschichte der ersten Gemeinde an, indem er Augenzeugen befragte (Lukas 1,1-4). Andere konnten ihre eigenen Erfahrungen mit Jesus berichten (1. Johannes 1,1.2). Auch das konnte also unter göttlicher Inspiration geschehen.

Die Bibel bildet vom Inhalt her eine bemerkenswerte Einheit, obwohl ca. 40 Schreiber über einen Zeitraum von ca. 1500 Jahren daran geschrieben haben. Die Bücher sind vom Stil her verschieden, aber es steckt doch ein und derselbe göttliche Autor dahinter.

Inspiration, aber kein Diktat

Gott beeinflusste die Propheten bei der Niederschrift oder mündlichen Verkündigung durch den Heiligen Geist. Das nennt man „Inspiration“ (von lat. inspirare, d. h. einhauchen, vgl. 2. Timotheus 3,16). Durch sie wird der Prophet befähigt, die Offenbarungen Gottes vertrauenswürdig weiterzugeben. Der Geist Gottes und der Geist des Menschen verbinden sich, sodass die Worte des Propheten zum Wort Gottes werden (vgl. 2. Petrus 1,20.21).

Gott achtete auch darauf, dass die Propheten nichts Falsches weitergeben. Als der Prophet Bileam Israel verfluchen sollte, war er dazu nicht in der Lage, sondern sprach nur Segen aus (4. Mose 22-24). Als Nathan David spontan in Gottes Namen zum Tempelbau ermutigte, bekam er in der Nacht eine „Korrektur“ von Gott übermittelt (2. Samuel 7,3.4). Nicht David sollte den Tempel bauen, sondern erst sein Sohn Salomo.

Übersetzungen legitim

Dieses Inspirationsverständnis ermöglicht uns auch die Übersetzung der Bibel. Hätte Gott sie wortwörtlich diktiert, dürfte sie nicht übersetzt werden, weil jede Übersetzung dann eine Verfälschung darstellen würde. Weil es aber nicht um die Buchstaben, sondern um den richtig wiedergegebenen Inhalt geht, können wir die Bibel in unsere Sprache übersetzen und es kann sogar verschiedene Übersetzungen geben.

Gottes Wort in menschlicher Gestalt

Genau genommen kann man also sagen: Die Bibel ist Gottes Wort in menschlicher Gestalt. Sicherlich wurde deshalb auch Jesus „Wort Gottes“ genannt (Johannes 1,14). Er sprach nämlich als Gott in menschlicher Gestalt persönlich mit den Menschen. Er konnte Gottes Willen am besten weitergeben und zugleich auch praktisch vorleben, wie Gott ist.

Fazit

Obwohl über 40 verschiedene Schreiber an der Bibel beteiligt waren, bildet sie eine wunderbare Einheit. Das lässt sich nur durch Gottes Geist erklären, der diese Menschen inspirierte. Allerdings hat Gott diese Schreiber nicht nur als Schreibmaschinen verwendet, sondern als Menschen mit eigener Individualität. Manchmal hat er ihnen zwar etwas diktiert („so spricht der Herr: …“), an den meisten Stellen durften sie aber ihre eigenen Worte verwenden. Dabei hat Gott darauf geachtet, dass sie nur Wahres für uns niederschrieben.

Zum Nachdenken

  • Was unterscheidet die Bibel von anderen „heiligen“ Büchern?
  • Was sagt es über Gott aus, dass er die Bibel nicht einfach diktiert hat, sondern mit Menschen in ihrer individuellen Persönlichkeit, Kultur und Situation zusammengearbeitet hat?
  • Warum ist die Bibel zuverlässig, obwohl fehlerhafte Menschen daran mitgewirkt haben?


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