Worum handelt es sich bei der sogenannten „Zungenrede“?

Apostelgeschichte 2,2-4 Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Sturm und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt und wie von Feuer, und setzten sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen zu reden eingab · Luther
1. Korinther 14,1-5 Strebt nach der Liebe! Bemüht euch um die Gaben des Geistes, am meisten aber darum, dass ihr prophetisch redet! Denn wer in Zungen redet, der redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht ihn: im Geist redet er Geheimnisse. Wer aber prophetisch redet, der redet zu Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung. Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber prophetisch redet, der erbaut die Gemeinde. Ich möchte, dass ihr alle in Zungen reden könnt; aber noch vielmehr, dass ihr prophetisch redet. Denn wer prophetisch redet, ist größer als der, der in Zungen redet; es sei denn, er legt es auch aus, auf dass die Gemeinde erbaut werde · Luther

Wenn der Heilige Geist spricht, möchte er auch verstanden werden. Beim Pfingstfest ging es nicht um Ekstase und unverständliche Laute.

Pfingsten – der Ursprung der Sprachengabe

Das Phänomen der „Zungenrede“ (Glossolalie) wird in Apostelgeschichte 2,1-13 zum ersten Mal beschrieben, als die Apostel auf einmal die übernatürliche Fähigkeit bekamen, das Evangelium in verschiedenen Sprachen zu predigen, die sie nicht gelernt hatten. Das Wort glossa bedeutet „Zunge“ oder „Sprache“, daher sprechen manche statt Zungenrede auch von Sprachengabe oder Sprachenrede.

Zum Pfingstfest kamen Menschen aus den verschiedensten Ländern nach Jerusalem, um anzubeten. Als sie das Evangelium in ihrer eigenen Muttersprache hörten, erregte das große Aufmerksamkeit. Nach einer Predigt von Petrus, die sich an seine Landsleute richtete, ließen sich 3.000 Menschen taufen.

Reden in Fremdsprachen, nicht in ekstatischen Lauten

Verständlich

Die Predigten der Apostel hatten einen Inhalt und konnten von verstanden werden.

Manche verstehen unter Zungenrede eine ekstatische Lautäußerung, die dem Sprechenden selbst und anderen unverständlich ist. Das ist aber nicht das, was beim Pfingstfest erkennbar ist. Die Predigten der Apostel hatten einen Inhalt und konnten von denen, die die jeweilige Sprache beherrschten, auch verstanden werden.

Im 1. Korintherbrief geht es in den Kapiteln 12 und 14 erneut um diese Gabe. Manche behaupten, dass es zumindest in diesen Texten um ekstatisches und unverständliches Reden gehe, wie es auch heute noch in manchen christlichen Gruppen praktiziert wird, aber auch in anderen Religionen vorkommt. Dieses Reden wird auch oft dem Unterbewusstsein zugeschrieben und als eine Art „ganzheitliches“ Gebet verstanden, das eingeübt werden kann.

Eine Geistesgabe, kein Produkt des eigenen Geistes

Die Bibel beschreibt die Sprachengabe als eine von mehreren übernatürlichen Fähigkeiten, die Gott verleihen kann und deren Sinn die Erbauung der Gemeinde und die Verbreitung des Evangeliums sind. Sie kann weder aus dem eigenen Unterbewusstsein hervorgebracht, noch einstudiert werden. Es wird auch deutlich, dass man sich seine Gabe nicht selbst aussucht, sondern der Heilige Geist verschiedene Gaben gibt, wie er will. Somit ist nicht anzunehmen, dass alle Gläubigen diese Gabe erhalten, sondern nur einige. Außerdem hat diese Gabe einen eindeutigen Zweck, der der Gemeinde oder Außenstehenden dient.

Merkmale der biblischen Zungenrede

Die biblische Zungenrede kann und muss übersetzt werden (1. Korinther 12,10; 14,5.13.28; übersetzen, auslegen, erklären), sonst soll der Sprecher schweigen. Es ist also keine unverständliche Sprache. Auch in 1. Korinther 14,2 kann Paulus Fremdsprachen gemeint haben. Da Korinth eine Hafenstadt war, besaßen die Gemeindeglieder wahrscheinlich die Gabe, in verschiedenen Fremdsprachen zu sprechen, um die vielen Ausländer mit dem Evangelium erreichen zu können. Diese Fremdsprachen benutzten sie offensichtlich im Gottesdienst, um sich vor den anderen mit ihren Geistesgaben zu profilieren (in seinem Brief musste Paulus den Korinthern ein klares Wort über Selbstdarstellung, Autoritätsansprüche und Machtkämpfe in der Gemeinde sagen; dazu benutzten sie auch die Geistesgaben).

Die biblische „Zungenrede“ wird vom Gläubigen kontrolliert (1. Korinther 14,28.32). Sie kann deshalb kein ekstatisches Reden sein. Sie widerspricht auch nicht der Anweisung Jesu, nicht „wie die Heiden zu plappern“ und stattdessen klar und verständlich zu beten (Matthäus 6,7ff).

Ohne Übersetzung hat die Sprachengabe keinen Sinn

Redet und betet jemand in der Gemeinde in einem indischen oder afrikanischen Dialekt, versteht niemand etwas davon. Er redet „Geheimnisse“, denn nur Gott kann ihn verstehen. Als die Jünger zu Pfingsten in Fremdsprachen redeten, verstanden die Ausländer zwar ihre eigene Sprache, aber die anderen meinten, die Jünger seien betrunken (Apostelgeschichte 2,4-13). Die Gäste der Korinther dagegen meinten, die Gemeindeglieder seien von Sinnen (1. Korinther 14,23) – also eine ähnliche Situation. Deswegen sollten diese auch das Gesagte erklären oder übersetzen.

Fazit

Bei der Geistesgabe der Zungenrede geht es um die übernatürliche Fähigkeit, in einer Sprache zu reden, die man nicht gelernt hat. Diese Gabe sollte nicht zweckentfremdet werden, um sich selbst darzustellen, sondern dient der Verkündigung des Evangeliums.

Das Reden in unverständlichen ekstatischen Lauten, das man lernen kann, existiert in verschiedenen Religionen, kann psychologisch erklärt werden, und darf nicht mit der biblischen Sprachengabe gleichgesetzt werden.

Zum Nachdenken

  • Warum hat Gott die Sprachbarriere zum Pfingstfest aufgehoben? Inwiefern diente das der Verbreitung des Evangeliums?
  • Was ist der Unterschied zwischen dem, was Pfingsten geschah, und der modernen Glossolalie (Sprachenrede), die manche Gläubige für sich selbst praktizieren und die nicht verstanden und übersetzt wird?
  • Wie kann ich meine Gaben und Talente so einsetzen, dass Gott damit geehrt und Menschen geholfen wird?


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